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Zitatensammlung Teil 2 |
Zitat von Ernst UEHLI zum |
REICHSBEGRIFF |
1 Auch die keltisch-germanische Welt des nördlichen Europa kennt einen Urbegriff für das «Reich» [lat. regnum], der im Mythischen wurzelt. Bekanntlich sind manche Vorstellungen oder Bilder der nordischen Edda keltischer Herkunft. Keltisch-druidisch ist das Geschlecht der Jötunen, das heißt der Frost-, Sturm- und Feuerriesen; keltisch, aber ins Germanische umgebildet, ist die Sage von Baldur, den Hödur mit dem Mistelzweig tötet. Zahlreich sind die keltischen Bezeichnungen, das Kriegs- und Siedlungswesen betreffend. Unter den aus dem Keltischen übernommenen Namen ist «riks» einer der wichtigsten. Unter den Liedern der Edda gibt es vor allem eines, das von der Keltenforschung für rein keltisch gehalten wird, das Rigsmal (Lied von Rigr), welches in sinngemäßer Übertragung Lied oder Kunde vom Reich heißen sollte. In diesem Lied wird das Hervorgehen der drei Stände, der Freien, der Adeligen, der Halbfreien und der Unfreien, geschildert. Ein Mann namens Rigr zeugt die drei Urtypen oder Stammväter dieser drei Stände. Der Inhalt dieses der bisherigen Forschung rätselhaft gebliebenen Rigsmal läßt erkennen, daß es sich um eine soziale Gliederung aus dem «Reich» heraus handelt, aus einem geistigen, nicht einem iridschen Reich. Rigr erscheint als ein Sendbote des Reiches, und die drei Geburten sind aus dem Reich heraus begründete soziale Gliederungen. |
2 Das keltische Wort «riks» (Rigr) wird gewöhnlich nur als Befehlshaber gedeutet. Aber die Tatsache, daß keltische Heerführer wie Bojorix, Vercingetorix das Wort riks als Endsilbe haben, weist darauf hin, daß mit «riks» ein Führer oder König gemeint war, der als Träger eines höheren, nicht irdischen Prinzipes galt, das er auf Erden zu vertreten hatte, denn das keltische Wort «riks» bedeutete in Wirklichkeit «Reich», und der Heerführer oder König, dessen Name mit «riks» endigte, vertrat ein Göttliches auf Erden, er war der gottgesandte Führer oder König. In dieser Eigenschaft und Bedeutung ist dann das keltische «riks» auf germanische Namen übergegangen, wie zum Beispiel auf Theoderich, Heinrich, Friedrich usw. Dabei wandelte sich der ursprüngliche Begriff «Reich» in ein Eigenschaftswort. Der Name des Gotenkönigs Theoderich bedeutet begabt, reich sein an Göttlichem; der Name Friedrich begabt und reich sein an Frieden. Alle Eigennamen, die mit der Silbe «rich» endigen, und ihrer sind schon im gotischen und langobardischen Sprachgebrauch sehr viele, weisen zurück auf das keltische «riks» und damit auf ein göttliches Prinzip, das auf Erden im «Gottgesandten» seine Vertretung hat. Der «Gottgesandte» und das «Reich» sind untrennbare, zusammengehörende Begriffe. |
3 Im gotischen wie im fränkischen Königtum hat diese Auffassung von der göttlichen Würde des Herrschers bestanden. Die Könige betrachteten sich als «gottgesandte Herrscher». Wer die Königskrone trägt, ist Repräsentant eines Göttlichen auf Erden und vertritt das «Reich». Zwar wurde das Reich [franz. royaume] in dieser späteren Zeit nicht mehr im Sinne des vorzeitigen Urbegriffes gebraucht, aber man verband noch damit ein höheres, geistiges, nicht irdisches Prinzip, und ein «Mehrer des Reiches» war der, welcher vermöge seiner höheren menschlichen Eigenschaften und Begabungen die Macht, Würde und Größe des Reiches zu mehren vermochte. Das Reich wurde ein mystischer Begriff. |
aus «Die drei großen Staufer»; S.70f |
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revid.202009 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit015940070.htm |