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Zitatensammlung
Teil 2
Zitate zur
IDEOLOGIEKRITIK
1 Es wandeln unter uns Parteimeinungen wie Urteilsmumien, die von der Entwickelung der Tatsachen zurückgewiesen werden. Diese Tatsachen fordern Entscheidungen, für welche die Urteile der alten Parteien nicht vorbereitet sind. Solche Parteien haben sich zwar mit den Tatsachen entwickelt; aber sie sind mit ihren Denkgewohnheiten hinter den Tatsachen zurückgeblieben.
Rudolf Steiner
aus «Die Kernpunkte der sozialen Frage»; S.30f
2a Ideologien sind Meinungs- und Vorstellungskomplexe von gesellschaftlicher Wirkung, die bei dem von ihnen erfaßten Kollektiv zu einem falschen, sich aber über sich selbst täuschenden Bewußtsein führen. Ideologien sind interessengebunden, zu Unrecht geben sie sich den Anschein der Absolutheit. In diesem Sinne kann auch ein religiöses Lehrsystem ideologisch werden.¹
2b Aufgabe der Ideologiekritik ist es, den Ideologiecharakter gesellschaftlicher Ideensysteme offenzulegen, ideologische Erkenntnishindernisse durch Analyse unwirksam zu machen. Der im ideologischen Denken gegebenen Selbstentfremdung des Menschen von seiner wahren Wesenheit ist durch Ideologiekritik zu begegnen.² Nach einem Ausspruch von Karl Marx ist die Kritik der Religion die erste und wichtigste Ideologiekritik.³
2c Der eigentliche Maßstab des Ideologiecharakters von Ideenkomplexen ist die Intuition. Als Ideologie haben gesellschaftlich wirksame Ideenkomplexe zu gelten, die der Intuition auf Dauer entfallen sind und weitere Intuitionen behindern. Mit Bezug auf Intuition ist der überlieferte Ideologiebegriff erheblich ausgeweitet. Es ist aber auch dem in der Entwicklung der Ideologienlehre aufgetretenen totalen Ideologieverdacht der Boden entzogen. Nicht alle Ergebnisse des Denkens sind Überbau über ein vermeintlich allein wirkliches materielles Weltgeschehen. Das Denken an sich ist nicht ideologisch, weil es intuitiv sein kann und damit einen Wirklichkeitskern enthält. Der totale Ideologieverdacht ist zirkulär, da er im Zutreffensfalle selbst ideologisch sein müßte.
S.55
2d Der ideologische Denker hält das Denken als solches für kraftlos, dennoch wünscht er die Inhalte seines Denkens, seine Ideen durch sozialen Druck in äußere Wirklichkeit umzusetzen. Entgegen der Ideologie-Annahme kann die ideologische Idee den Menschen von sich besessen machen.
S.59
1) „Der historische Ursprung und der historische Wandel dessen, was Aufklärung heißt, ist demzufolge von Beginn an mitentscheidend für das, was als Ideologie gilt.” (H.J.Lieber in: Ideologielehre und Wissenschaftssoziologie, Darmstadt 1974.) Der Begriff der Aufklärung wäre ohne denjenigen der Ideologiekritik unvollständig, denn der kritische Ast der Aufklärungsbewegung befaßt sich gerade mit alt und starr gewordenen Ideen, aus dem Vertrauen in die Kraft des individuellen Denkens.
2) Vgl. Joachim Israel: Der Begriff Entfremdung, Reinbek 1972.
3) Karl Marx: Zur Judenfrage Abschnitt c) zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, in: Die Frühschriften, Stuttgart 1971 (Kröner TB 209) Darin: „Für Deutschland ist die Kritik der Religion im Wesentlichen beendet und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik [...] Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen.”
S.62
Günther Röschert
aus «Anthroposophie als Aufklärung»
3 Ideologien sind Ausreden, an der Macht zu bleiben, oder Vorwände, an die Macht zu kommen. Aber die Macht kann nur mit den Mitteln der Macht behauptet oder erobert werden: mit der Gewalt. So rechtfertigen Ideologen nicht nur die Macht, sie verklären auch die Gewalt, mit deren Opfern sie nachträglich wie Beerdigungsinstitute verfahren: Sie richten her, was sie hingerichtet haben.
Friedrich Dürrenmatt
aus «Denken mit F.D.»; S.41
4 Das ist eine alte Taktik der Ideologen: Diskurse so lange zu vergiften, bis es einen vernunftgeleiteten Gedanken darin nicht mehr geben kann.
frei nach Georg Seeßlen
in »Spiegel online«; 2016-03-17 18h00
5a Dogmatik jeglicher Art erzeugt einseitiges Gedankengut und starre, unflexible innere Bilder. Da der Ätherleib der Träger unserer Gedanken ist, bewirken rigide Gedankenbildungen eine Verhärtung des Ätherleibs, der sich dann nach dem Tod schwer auflösen kann. In diesen Fällen bleiben die Verstorbenen recht kompromisslos im Gehäuse der eigenen Vorstellungen und verwechseln dieses mit der tatsächlichen ätherischen Welt, die sie nun umgibt. Die Auflösung ihres Ätherleibes findet zunächst nicht statt, da die feste Struktur ihres gedanklichen Gefüges bestehen bleibt und ihr verhärteter Ätherleib seine persönlichen Grenzen beibehält. Man findet hier beispielsweise stark intellektuell veranlagte «Theosophen«, verstockte «Esoteriker» oder doktrinär ausgerichtete «Anthroposophen» vor.
5b Solche Verstorbene suchen dort Anschluss, wo inkarnierte Menschen ähnliche Schwingungsfelder bieten und vergleichbare Gedankenbilder erzeugen. Von daher sind sie nicht selten in theologischen Lehrhäusern oder in anthroposophischen Zweighäusern anzutreffen. Ihr Fokus bleibt auf diejenigen Orte gerichtet, die in gewisser Hinsicht den Mittelpunkt ihres eigenen Innenlebens gebildet haben. Dort vertreten sie weiterhin ihre persönlichen Vorstellungen in Bezug auf geistige Ordnungen und beeinflussen die dort wirkenden inkarnierten Menschen in ihrer Meinungsbildung und in ihrem Geltungsbedürfnis. Dies erschwert das soziale Gefüge in solchen Einrichtungen, denn anders gelagerte Impulse inkarnierter Menschen werden als abwegig betrachtet und entsprechend bekämpft. Aus geistiger Dogmatik entstehen so regelrechte Machtkämpfe. Streit- und Zwistwesen kommen hinzu, in manchen Fällen auch dämonische Wesenheiten, und nutzen die Gegebenheiten, um die vorhandenen negativen Energien noch zu verstärken. So werden chaotisierende Zustände, chronisches Misstrauen und andauernde Streitigkeiten geschürt. Die inkarnierten Menschen bemerken dies nicht bewusst, sie wundern sich allerdings ob der dort massiv auftretenden sozialen Probleme und beklagen die missliche Situation.
5c Es ist also ein Irrtum, davon auszugehen, dass diejenigen Verstorbenen, die sich zu Lebzeiten mit spirituellen Themen beschäftigt haben, ohne Weiteres als «gute Helfer» für die Erdenwelt wirken. Lediglich «gedachtes Geistiges» bedeutet keine Garantie für eine gesunde Weiterentwicklung nach dem Tod. Vielmehr sind gedankliche und seelische Beweglichkeit, Toleranz und Herzensoffenheit Voraussetzungen für eine vorurteilslose Wahrnehmung der geistigen Welt und für einen harmonischen nachtodlichen Verlauf.
Iris Paxino
aus «Brücken zwischen Leben und Tod»; S.100f
6 Starke ideologische Prioritäten können die Menschen in einen Widerspruch zu ihren Grundüberzeugungen treiben, Linke etwa zur Verteidigung von importiertem Fundamentalismus und Frauenhass, konservative Christen zur Perversion der Nächstenliebe. Diese fatale menschliche Tendenz erklärt die einseitige Sicht vieler kluger westlicher Linker auf den Nahost-Krieg wohl besser als der Antisemitismus-Vorwurf, der derzeit so schnell gegen sie bei der Hand ist.
Anne-Catherine Simon
in »Die Presse «; 2023-12-14 22h10
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit010580055.htm