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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von José ORTEGA Y GASSET zur
GEWALT
1 Was nun die Gewalt angeht, so ist es nicht schwer, ihre Aufgabe zu beschreiben. So zwingend auch die historische Notwendigkeit für die Einigung zweier Völker sei, es widersetzen sich ihr immer die mancherlei Sonderinteressen, Empfindlichkeiten und Leidenschaften und vor allem die kollektiven Vorurteile, welche in der Seele desjenigen Volkes lebendig sind, das als das unterworfene erscheint. Es wäre vergeblich, wollte man versuchen, solche Hindernisse mit Vernunftgründen zu überwinden. Dagegen hilft nur Gewalt, der große Chirurg der Geschichte. Ihre Rolle ist also durchaus nebensächlich und zweitrangig, aber keineswegs zu vernachlässigen.
2 Man sieht in der Gewalt gern etwas Untermenschliches, ein dumpfes Überbleibsel unausgetriebener Tierheit und den plumpen Gegenspieler des Geistes oder doch eine geistige Äußerung untergeordneter Art. Spencer stellte den kriegerischen Geist dem Geist des Handels und Gewerbes gegenüber und behauptete, daß dieser einen absoluten Fortschritt über jenen bedeute. Aber die „industrielle Ethik”, das heißt der Inbegriff der Gefühle, Normen, Werthaltungen und Grundsätze, welche die industrielle Tätigkeit lenken und anspornen, ist moralisch und vital von niedrigerem Rang als die Ethik des Kriegers. In der Industrie herrscht das Nützlichkeitsprinzip; ein Heer entsteht aus Begeisterung. [...]
in „Aufbau und Zerfall Spaniens”, 1921
aus «Gesammelte Werke II»; S.18
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit010420018.htm