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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Georg KÜHLEWIND zum
KAMPF UMS DASEIN
Eine Egoitäts-Philosophie ist der Gedanke, daß in der Natur eine Art Kampf ums Dasein herrsche und die »Entwicklung« lenke. Dieser Gedanke ist sehr zeitgebunden; er stammt aus der Ära und Ideenwelt des wirtschaftlichen Liberalismus. Er ist durch und durch anthropomorph. Aber gerade heute haben wir gelernt, das natürliche, biologische Gleichgewicht, das sich in der Natur einstellt, wenn der Mensch in sie nicht störend eingreift, richtig einzuschätzen. In der Natur ist kein »Streben«, kein »Entwicklungsimpuls«, kein »Kampf« das Normale, das »Natürliche«. Nicht nur, daß man in der Natur mit der menschlichen Vorstellung des Kampfes nicht zurecht kommt, wie auch mit der Vorstellung des Helfens nicht, wofür scheinbar ebenso viele Beispiele wie für den »Kampf« zu finden sind; auch historisch gesehen ist nichts von dem Überleben des »Tüchtigeren« zu erkennen. Wenn durch eine Katastrophe die Nahrung eingeschränkt wird, wird keineswegs unbedingt die stärkste, sondern meistens die anspruchloseste, kleinste Spezies und das anspruchloseste Individuum überleben. Das Kleinerwerden ist ein ungleich mehr verbreitetes Phänomen in der Paläontologie als das »Tüchtigerwerden«. Was soll überhaupt »Tüchtigkeit« in der Natur bedeuten? Falls man das nicht eindeutig feststellen kann, ist die Behauptung »Der Tüchtigere überlebt « sinnlos: man meint, der Überlebende ist der Tüchtigere, was keineswegs mehr bedeutet als »Der Überlebende ist der Überlebende«. Der Mensch wäre, rein biologisch bewertet, sicherlich der extrem Untüchtigste in der Natur. Der ganze Gedanke Darwins kommt offensichtlich aus dem wirtschaftlichen Konkurrenzkampf. In welchem Sinne der Obsiegende in diesem Kampf der Tüchtigste genannt werden kann, ist eine weitere und - unhöfliche Frage.
aus «Vom Normalen zum Gesunden»; S.83f
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit007790083.htm