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Zitatensammlung Teil 2 |
Zitat von Louis PAUWELS zu |
KULTURWERTVERSCHIEBUNGEN |
Die Ziele wurden verschoben. Wenn ein Kreuzritter heute zu uns zurückkehrte, würde er sofort die Frage stellen, warum man die Atombombe nicht gegen die Ungläubigen einsetzt. Ein solcher Mann mit festem Glauben und offenem Geist wäre weniger verwirrt durch das Erlebnis unserer technischen Errungenschaft als durch die Tatsache, daß die Ungläubigen noch immer die eine Hälfte des Heiligen Grabes in Besitz haben, während die andere Hälfte sich ausgerechnet in den Händen der Juden befindet. Er hätte größte Schwierigkeiten, eine reiche und mächtige [abendländische] Kultur zu verstehen, deren Reichtum und Macht nicht ausdrücklich dem Dienst und dem Ruhme Christi geweiht sind. Was würden unsere Soziologen ihm antworten? Daß es das einzige Ziel all dieser unerhörten Anstrengungen, Kämpfe und Entdeckungen sei, den «Lebensstandard» aller Menschen zu heben? Das würde ihm absurd vorkommen, da ein solches Leben ihm zwecklos erscheinen müßte. Man würde ihm von der Gerechtigkeit, der Freiheit und der menschlichen Persönlichkeit erzählen und ihm das humanistisch-materialistische Evangelium des 19. Jahrhunderts zitieren. Und der Ritter würde zweifellos entgegnen: Aber wozu die Freiheit? Wozu die Gerechtigkeit? Wozu die menschliche Persönlichkeit? Was wollt ihr damit anfangen? Um unseren Ritter zu bewegen, unsere Kultur als eine würdige Lebensform zu betrachten, dürfte man nicht in der retrospektiven Sprache des Soziologen mit ihm reden. Man müßte einen positiveren Ton anschlagen. Man müßte ihm unsere im Aufbruch befindliche Welt, den im Aufbruch befindlichen Geist als die ungeheure Erschütterung eines Kreuzzuges hinstellen. Es handelt sich auch heute wieder darum, das Heilige Grab, nämlich den in der Materie befangenen Geist, zu befreien und die Ungläubigen zurückzudrängen, all diejenigen, die der unendlichen Macht des Geistes untreu geworden sind. Es geht immer um Religion; immer geht es darum, alles das, was den Menschen an seine eigene Größe und an die Größe der Gesetze des Universums bindet, offenbar werden zu lassen. Man müßte ihm eine Welt zeigen, in der die Zyklotrone so etwas sind wie die Kathedralen, in der die Mathematik ein gregorianischer Gesang ist und in der die Transmutationen sich nicht allein im Inneren der Materie vollziehen, sondern auch in den Gehirnen - eine Welt, in der die Menschen aller Rassen in Bewegung geraten sind, in der der Wissensdurst des Menschen seine Antennen in den kosmischen Räumen erzittern läßt, in der die Seele des Planeten erwacht. Dann würde unser Ritter vielleicht nicht mehr den Wunsch haben, in seine Zeit zurückzukehren. Vielleicht würde er sich bei uns zu Hause fühlen, wenngleich auf ein anderes Niveau versetzt. Vielleicht würde er sich auf den Weg in die Zukunft machen, so wie er einst zum Zug in das Heilige Land aufbrach. Er würde, wenn auch in anderem Zusammenhang, den Glauben wiedergefunden haben. |
aus «Aufbruch ins dritte Jahrtausend»; S.61f |
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revid.202502 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit004470061.htm |