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Zitatensammlung
Teil 3: Lexikon
Avalon
Avalon (walis. Ynys Avallach, Insula Pomorum ~ Apfelinsel) soll laut Geoffrey of Monmouth die Insel sein, auf die Morgaine den tödlich verwundeten Artus zur Heilung bringt. Sie liegt gegen Sonnenuntergang als eine der vielen Inseln der „Anderswelt”. Hier herrschen paradiesisch üppige Zustände, wo unter der Obhut von Morgan the Faye und ihren 9 Schwestern die Menschen bei voller Gesundheit über hundert Jahre alt werden.
Keine Dichtung bindet sie an einen geographischen Ort. Die Mönche der Abtei Glastonbury lokalisierten sie jedoch eindeutig auf britischem Boden. Sie gaben an, 1191 einen Baumsarg mit einem weiblichen und einem männlichen Skelett auf ihrem Friedhof gefunden zu haben, in dessen Deckel ein Kreuz mit der Aufschrift „Hier liegt der berühmte König Artus mit seiner zweiten Frau Ginevra auf der Insel Avalon begraben.” eingraviert war. Dies lässt sich nachvollziehen, denn südlich und südwestlich vom Stadtkern bildeten die drei Hügel Tor, Chalice Hill und Wearyall Hill tatsächlich eine Insel inmitten einer weiten See- und Sumpflandschaft. Heute noch dampfen die berühmt gewordenen „Nebel von Avalon” über dem feuchten Gebiet.
Tor, der gach aufragende Hügel, dürfte schon in der Steinzeit ein Kultort für die „Grosse Mutter” gewesen sein. Der Hügel stellte wohl ihren Leib dar, welcher alles Leben entlässt sowie im Tod zurückholt. Ähnliches klingt noch bei den Kelten nach (vgl. Danu), die im Tor die Schwelle zur „Anderswelt” schauten, über die der Gott Gwynn ap Nudd herrschte. Spuren einer vorchristlichen Anlage auf dem Gipfel könnten auf einen Druidenkreis deuten.
Die christlichen Mönche waren jedenfalls bemüht, das Heidentum mit einer Michaelskirche zu überwinden. Noch «St.Collens Leben» (VI.Jarhundert) beschreibt die Konfrontation zwischen dem Heiligen und dem Feenkönig Gwynn ap Nudd, „dem Herrn von Annwn”, der den frommen Mann in seinen prächtigen Palast lädt, wo er ihm Speise und Trank anbietet, was dieser wohlweislich ablehnt; über das rauschende Gelage im Bergesinneren empört, sprengt der Heilige Weihwasser um sich, worauf die Herrlichkeit unter Donnergepolter verschwindet.
Da, wo der „Kessel der Fülle” bereits ein Begriff war, konnte sich das christliche Konzept des Grals besonders gut ansiedeln: Joseph von Arimathea soll denn auch den Abendmahlskelch hierhergebracht und unter dem Chalice Hill (Kelch-Hügel) vergraben haben. Prompt errichtet er der christianisierten Großen Mutter, der Muttergottes, die erste Kirche Britanniens. Auf dieser Lady Chapel gründete Glastonburys Primatsanspruch über alle Kirchen Englands.
Eine Anekdote aus dem «Leben St.Gildas» (VI.Jahrhundert) fasst noch vor der Entdeckung von Artus' Grab die wichtigsten Motive zu Glastonbury-Avalon zusammen. Melwas, König von Sommerland (ein Euphemismus für den Fürsten der Anderswelt), entführt Ginevra (die geraubte Muttergöttin) in seine Festung auf dem Tor. Artus versucht vergeblich, über das Wasser zu gelangen. Auf Einspruch des Heiligen gibt Melwas sie schließlich an Artus zurück, und die beiden Gegner versöhnen sich in der Marienkirche.
nach «Lexikon der keltischen Mythologie»
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWlex007200026a.htm