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SCRIPTVM ⁜ XXVIII |
Zardoscht-Antiphon |
Zardoscht-Thema |
1 |
CHOR Sind sie gekommen, die Seelen, zu hören |
von Zardoscht vom Stamm der Spitâma? |
Der vordem Begleiter des Grossen [a]
gewesen hinweg von gefluteten Inseln, nun war er selbst im Gebirge erkoren, den rastlosen Stämmen zu weisen, wie Wesen sie schauen in irdischen Formen und Farben, dem Lichte zulieb. |
cantus Zardoscht Spitâma |
2 |
CHOR Sag, welchem Stern die Spitâma gehuldigt, |
als Zardoscht aus ihnen geboren? |
Sein Stern wurde Tischtrjâ genannt unter ihnen und leuchtete über sein Antlitz aus zweifacher Quelle als hellster von allen;[b] und folgt wie ein Hund dem Oríon [c], dem Bild, das die Zwillinge stützt im Gezanke und abwehrt den drängenden Stier. |
cantus Zardoscht Spitâma |
3 |
CHOR Wer hat gerufen, was Zardoscht vernommen, |
und wie lernte der unterscheiden? |
Geweckt hat ihn Lichtglanz, der ihm von der Sonne als aurische Macht ist erschienen;[d] gerufen ihn Ôrmazd im Kranz seiner hellen, das Leben enthauchenden Geister.[e] Verfinsterndes Walten, das jenen entgegnet, dies liess ihn erkennen den Zwist. |
cantus Zardoscht Spitâma |
4 |
CHOR Zwist, das verzweifelt entzweiende Zwangrad,[f] |
wie konnte es Zardoscht belehren? |
Das strahlende Licht um erhabene Berge, wenn's fällt auf verhüllenden Nebel, dann schluckt der's und lässt nur noch graubleichen Schimmer zu Pflanzen, Getier und den Menschen - geschaut hat's der Heile, die Arme gebreitet zu hohem und tiefem Gebet. |
cantus Zardoscht Spitâma |
5 |
CHOR Betend verinnerlicht Zardoscht Geschautes - |
doch wem konnte solches dann frommen? |
Zunächst den Spitâma, den nahen Verwandten und Freunden wohl auch wie Gefährten, die lernten, geeignete Plätze zu suchen auf sonnenbeschienenen Flächen, um Gräser zu züchten und Rinder zu zähmen [g], begleitet von Taube [h] und Hund. |
cantus Zardoscht Spitâma |
6 |
CHOR Was wollte Zardoscht mit alldem erreichen, |
Nomaden zum Bleiben bewegen? |
Kamelen die Last abzunehmen! Was immer der äussere Blick mag ersinnen, dem Heiligen war das Erkennen der Schwere, der Frucht allen Widerstands eben, ein Aufruf zur Arbeit an Boden und Landschaft im Einklang mit wirksamem [i] Licht. |
cantus Zardoscht Spitâma |
7 |
CHOR Welche besonderen Aufgaben wurden |
von Zardoscht gelehrt den Spitâma? |
Den Söhnen und Töchtern des Lichts, wie
er sagte, käm's zu, ihre Erde zu kennen und deshalb behutsam vom Reittier zu steigen, ein Heim zu errichten, zu ackern, ein Feuer dem Ôrmazd in Reinheit entfachen, das nimmer verlösche im Staub.[k] |
cantus Zardoscht Spitâma |
8 |
CHOR Also sprach Zardoscht von Plagen und Schwitzen, |
bis Kälte erfasst deren Glieder? |
Das wäre im Sinne des Achten [l]
gesprochen, des Nichts nach vollendeter Sieben - doch nie wird erzählt, dass der Weisende jemals das stumme Nirwana erwähnte, die Sehnsucht der Träumenden, die von den weisen südöstlichen Alten [a] geführt. |
cantus Zardoscht Spitâma |
9 |
CHOR Musste nicht Widerstand fortwährend wieder |
dem Ansinnen Zardoschts begegnen? |
Iranischem Streben nach Aufbau entgegen stand mächtig turanisches Wüten: manch blühende Felder und niedere Hütten zertrampelten jagende Hufe, die Krummsäbel schlachteten Rinder wie Schafe und trennten manch Schädel vom Rumpf. |
cantus Zardoscht Spitâma |
10 |
CHOR Wie konnte Zardoscht den Grausamen wehren, |
die heilige Flamme zu löschen? |
Das eine gewaltige, himmlische Feuer, gehalten in häuslichen Öfen, in Schalen im Innern verborgener Tempel auf Inseln einst mitten im Wasser, bis heute ist nicht es erloschen, nur dass es in Herzen zu brennen geruht. |
cantus Zardoscht Spitâma |
11 |
CHOR Wollt' er denn Wüstes auf Dauer bewegen, |
zu schwingen in Ordnungen, Zardoscht? |
Von oben nach unten zu schauen, bringt Leben, von unten nach oben, meist sterben, da braucht es die Zeit, die es dauert, durch Arbeit die Erde in Liebe zu wandeln mit Wasser zum Wachsen in luftige Reiche und Wärme zum Reifen der Frucht. |
cantus Zardoscht Spitâma |
12 |
CHOR Was geschah weiter, nachdem die Spitâma |
erfolgreich das Wandeln beherrschten? |
Zurück in die Berge ist Zardoscht gezogen, im Glanz des Ahûra [d] geborgen. Sein Segen begleitete sesshafte Menschen, die vielerlei Widrigkeit trotzten, indem sie als Flügel der Sonne erkannten den Weg, den die Götter gewollt. |
cantus Zardoscht Spitâma |
sursum |
13 |
Sonne dem Dani'el und den Gefährten am Tigris, voll heiliger Gottheit sein Geist![m] Ist ein Künder vom Einen im Deuten der Träume, ein Mahner dem Stamm unter mancherlei Volk, und ein schwankender König ihm Purpur der Ehre erweist.[n] |
CHOR Was bereden wir jetzt, da beendet die Rede |
vom Tun aus dem Wogen der Aura? |
Zardoscht-Thema |
14 |
Lohnt es sich schon, vom Bezwinger der Löwen
zu reden, vom Mann, den der Engel geschützt,[o] so mag mehr noch sich lohnen, den Freund zu erwähnen, den Ratgeber jenes begnadeten Judens, den weisenden Helfer, auf den sich der Lautre gestützt.[p] |
CHOR Welch Geheimnis verbirgt dieser Freund ohne Namen, |
erweist ihn ein Bild oder Zeichen? |
Zardoscht-Thema |
15 |
Lehrer des glanzvollen Lebens und älterer Bruder, geduldet an Babylons Strand, aus dem Perserreich strahlenden Blickes gekommen, um Melzar zu werden vier Jungen am Ufer, sie ganz zu erziehen fürs Schloss, da das Gotteshaus schwand.[q] |
CHOR Wo befinden wir uns im Verlauf der Bewegung |
des menschengemachten Geschehens? |
Zardoscht-Thema |
16 |
Beinahe sechs an Jahrhunderten müssen die Lande noch plagen mit Kriegen und Sturm [r] bis zum wolkigen Wendepunkt zeitlicher Zählung, verborgenste Tat des lebendigen Wesens, das heilt, was an Stoffe sich bindet und bohrt wie ein Wurm. |
CHOR Wie erleben die Vier nun den Dienst in der Fremde, |
obschon sie Judäer verbleiben? |
Zardoscht-Thema |
17 |
Sprache und Schrift der Chaldäer zu lernen,
Benehmen am Hofe, geriet ihnen leicht. Aber wirksames Wissen und Schau zu erlangen, Gewusstes mit Weisheit zu greifen, das konnte nur einer den Tauglichen schenken aus dem, was er selbst dank der Sonnenkraft einstens erreicht. |
CHOR Welchen Nutzen denn ziehen die Könige Babels |
von persisch erzogenen Juden? |
Zardoscht-Thema |
18 |
Gross ist das Reich, einem Flickwerk gleich, schwer
zu regieren, nur besten Beamten vertraut. Seine Könige handeln wohl klug, das Verwalten in kundige Hände zu legen und allemal wieder manch eine zu prüfen, was diese getan und auf welcherart Gott sie geschaut. |
CHOR Doch weswegen bestallen sie reichsfremde Menschen, |
die streng dessen Götter verneinen? |
Zardoscht-Thema |
19 |
Gnade und Ungnade wechseln ja ständig im Weben der Parzen aus Schatten hervor. Die vom Einen Geführten bewähren sich vielfach und stärken der Könige Zutraun - erst nach deren Sturz, dem Eroberer eigen, durchschreiten die Vier mit dem Fünften das westliche Tor. |
CHOR War es dies, was zu deuten du hier unternommen? |
Solch Sagen sind schwer zu begreifen! |
Zardoscht-Thema |
sursum |
20 |
CHOR Wie weiter im Künden verschleierter Taten? |
Nun finden wir uns im Gebiete der stillen Erwartung im Hochland von Jisre'el, Land von Nazáratu [s] Erben, ein Teil Galiläas im Norden des kargen Judäas inmitten der baumreichen Hügel südwestlich des Meeres [t], wo Menschen dem Leben geneigt, nicht dem Sterben. |
cantus Zardoscht Spitâma |
21 |
CHOR Was soll in der Talmulde dort sich ereignen? |
Vereint in dem frommen Bemühen, bescheiden
zu leben, so schauen wir Zwei aus der Linie des Schlomo, des Weisen, im Zustand der Ehe - zum Heil uns, doch ihnen zum Wehe -, die Frau nach dem bitteren Wasser benannt, dazu schwanger, nach göttlicher Weisheit der Mann, sie zu speisen. |
cantus Zardoscht Spitâma |
22 |
CHOR Und wer ist berufen, die beiden zu schützen? |
Es naht sich der sonnenerfahrene alte Bereiter, um mitzugestalten den Puls, die Organe des Leibes; den Keim zu umhüllen, das Endliche ganz zu erfüllen; vom Hellsten[b] geleitet im mondsphärisch irdischen Zwielicht, die Seele zu ordnen im Schosse des Weibes. |
cantus Zardoscht Spitâma |
23 |
CHOR Ereignet ein Zufall sich grad an der Stätte? |
Der Zufall ist wirklich nur hohle Umschreibung des
Waltens in Kunst wie Natur, so sie wesentlich wirksam befeuert ein geistiges Wesen, von heiligem Willen erlesen - wie hier jetzt sich senkt aus der grossen und strahlenden Aura der König, der alles und jedes erneuert. |
cantus Zardoscht Spitâma |
24 |
CHOR So wäre das Neue ein puer solaris [u]? |
Der rein auf verborgene Weise ihm dienende Weise weiss wohl, wem er hilft, in das mühsame Menschsein zu finden: es ist der Genannte, der Erde erst wenig bekannte vom Heimstern gesunkene Löser verhärteter Herzen und Häupter auch, denen die Lichtkräfte schwinden. |
cantus Zardoscht Spitâma |
25 |
CHOR Weshalb braucht ein Sonnenkind irdische Helfer? |
Ein jedes der Erde Genahtes braucht hilfreiche Hände, benötigt Ernährung, Behausung und heilende Pflege. Ja, jenes der Lämmer, das erstmals geboren im Dämmer,[v] gewiss wird's umfassender Sorge und Leitung bedürfen, auf dass es lebendige Liebe bewege. |
cantus Zardoscht Spitâma |
26 |
CHOR Wohin geht die Reise, nachdem es geboren? |
Das Jordangewässer erwartet von jeher geduldig, den untergetauchten geheiligten Leib zu umfluten, im Schauer zu wandeln die IChkraft in heilendes Handeln, von nun an begleitet vom Lichtmeister durch die Gebiete, wo Abraham schon und die Seinigen ruhten. |
cantus Zardoscht Spitâma |
27 |
CHOR Gewaltiger Aufwand - um was zu erreichen? |
Der Weg an das Kreuz und durchs Grab wird gemeinsam
genommen,[w] durchs Opfer gekräftigt erhält sich die Erde am Klingen - So Lachen und Weinen im Ernst dies erkennend, sich einen, wird unsres Planeten Bewegung zum Stern hin erhalten. Genug, ihr Geduldigen, endet das Singen! |
cantus Zardoscht Spitâma |
28 |
CHOR Zu spät schon? Welch Bildzeichen lehren noch weiter? |
An Perseus ersehn wir den Sieg übers Haupt
der Medusa [x]. Riet Ihm nicht Athene, zu wirken im Führen des Eisens? Das Tote versandet. Ohn' Auferstehn alles verbrandet. SCHaut Mirfak, die Leuchte im Schimmer des eilenden Haufens: [y] Tut Ausschreiten not nicht im Dauern des Kreisens [z]? |
cantus Zardoscht Spitâma |
ADNOTATIONES |
a] siehe R.Steiner zu Manu u. Rishis |
b] siehe den Sirius |
c] siehe Mbl-B.24 |
d] siehe Ahura Mazda |
e] siehe Spenta Mainju |
f] vgl. Mbl-B.20 |
g] vgl. A.de Saint-Exupéry zum Zähmen des Fuchses |
h] siehe Mbl-B.3a |
i] vgl. R.Steiner zur Wirksamkeit des Göttlich-Geistigen |
k] vgl. Zarathustras Lehre |
l] vgl. Mbl.8: Anm.8 |
m] siehe Dan.5,11 |
n] siehe Dan.5,29 |
o] siehe Dan.6,23 |
p] siehe Nazaratos |
q] siehe Dan.1,1-11 |
r] siehe Dan.12,1-4 |
s] Nazáratos gilt als mythischer Anreger zum Nasiräat. |
t] Der See Genezareth wird auch das Galiläische Meer (ים כנרת) genannt. |
u] lat. ~ Sonnenknabe |
v] siehe Mbl.25 |
w] siehe Mbl.26 |
x] Perseus (Περσεύς) war der Vater des Perses (Πέρσης), Ahnherr der persischen Könige. Ursprünglich galt Medusa (Μέδουσα), die jüngste der drei Gorgonen, als bezaubernde Schönheit - die griechische Antike erblickte sie jedoch mit dem schrecklichen Schlangenhaupt, das den bewussten Betrachter zu Stein gerinnen lässt. |
y] αPer im Bewegungshaufen Melotte 20 |
z] siehe Ourobóros |
sursum vel ad indicem |
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