signum akadémeias
SCRIPTVM ⁜ II
ασW
Uriel Ouriél
und das Soziale et le terme social
Dieter Brüll
1. ÜBER URIELITEN 1. DES OURIÉLITES
1 Wollen wir über ,Urieliten' sprechen, müssen wir erst das Missverständnis ausräumen, dass alle Anthroposophen ,Michaeliten' sind und, was daraus folgt, dass wer kein Michaelit ist, auch kein Anthroposoph sein kann. Wer einen Blick für andere Strömungen hat und sich in anthroposophischen Kreisen bewegt, begegnet den Nicht-Michaeliten auf Schritt und Tritt. Aber wegen des genannten Missverständnisses führen sie gerne ,Michael' im Munde. Dieser Umstand kommt weder der Aufrichtigkeit der Anthroposophen noch der Vielfältigkeit der Anthroposophie zugute - und schon gar nicht dem Michaelitentum selber, ist dieses doch in keiner Weise ,xenophob', sondern gerade kosmopolitisch.
Si nous voulions parler d' «Ouriélites», vous devons d'abord faire cesser le malentendu que tous les anthroposophes soient des «Mikhaëlites» et, ce qui en suit, que personne ne pourra être anthroposophe qui ne soie point Mikhaëlite.
2 Gewiss, wir leben in einem Michaelzeitalter. Darin stellen sich alle Christus dienenden Wesenheiten in Michaels [a] Dienst, insbesondere Gabriel [b], Raphael [c] und Uriel [d].¹ Dadurch wirken sie zum Fortschritt der Menschheit zusammen. Nimmt man diese Vierheit zum Ausgangspunkt, dann wird die heutige (schlechte) Gewohnheit legitim, den eigenen Impuls stark zu betonen. Er wird dann nämlich Ausdruck des Bedürfnisses, durch die anderen drei Impulse ergänzt zu werden. [en projet de traduction]
3 In der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft hat sich neben dem michaelischen Impuls der raphaelische eindeutig und unumstritten zur Geltung gebracht; in der Praxis sogar stärker als ersterer. Der gabrielische Impuls ist in einem seiner Aspekte - und unter Umgehung seines etwas ,anrüchigen' Namens - akzeptiert, zwar nicht immer von Herzen, aber immerhin: die Kunst. Ausgeschlossen blieb der urielische, das ist der religiöse und soziale Impuls. Das geht so weit, dass manche Autoren sich dahin versteigen, Uriel, das ,Licht Gottes', unter seinem griechischen Namen Oriphiel zum Satan selber zu erklären. (Man nimmt dann das, was im Licht Gottes in Erscheinung tritt - und dazu gehören eben auch die negativen Seiten des Menschen - als von Saturn verursacht.) Nur michaelisch oder raphaelisch interpretiert, ist der soziale Impuls sozusagen salonfähig: als Idee oder als Therapie. Er ist keines von beiden.  
4 Das Missverständnis fängt ja schon beim Wort ,sozial' an. ,Wir haben doch so viele wunderschöne soziale Einrichtungen.' Haben wir die? Das Soziale wird bestimmt nicht durch die Art der Aktivität gekennzeichnet. Warum sollte denn Krankenpflege, Fürsorge, Betreuung und so weiter sozialer sein als beispielsweise Toiletten-Reinigen? Gewiss, man kann das Soziale vom Impuls her definieren: die Not des Mitmenschen zum Motiv eigenen Handelns machen. Aber wer kennt schon seine Motive? Man kann es aber auch von der Tat her ergreifen: jedes Soziale ist ein Opfer [e]. (Ich meine: ein wirkliches Opfer. Nicht solche Dinge wie, beispielsweise, das Akzeptieren von vermeintlicher Unterbezahlung - fast jeder Mensch empfindet sich als unterbezahlt!) Opfern kann man nur, was man sein Eigen nennen darf; aber was ist wirklich unser? Nur unser Bewusstsein. Alles, was man gewöhnlich ,von mir' nennt, legt man ja an der Schwelle ab; das ist Leihgut. Und sogar vom Bewusstsein bleibt ein Teil zurück. Mitgenommen wird aber die ungelöste soziale Problematik.² Weil aber der Terminus ,Bewusstseinsopfer' erschrecken lässt, sei daran erinnert, dass das grösste Bewusstseinsopfer gebracht wurde, um die Zukunft der Menschheit zu ermöglichen.  
5 Das soziale Urphänomen, der Schlüssel zur Welt des Sozialen, ist ein Bewusstseinsopfer: Nur wenn wir einschlafen, kann der Andere [f] in uns zur Offenbarung kommen. Nur durch dieses Opfer können wir dem Andern helfen in seiner Not, so wie der Andere der einzige ist, der mir helfen kann.  
6] Hier berühren wir den Kern der Polarität des michaelischen und des urielischen Impulses: Bewusstseinserweiterung versus Bewusstseinsopfer. Ist es notwendig zu sagen, dass sie einander nicht ausschliessen?[g]  
7 Vielleicht sollte man sich einmal die Frage stellen, ob es Gründe gibt, die eigene Bewusstseinsentwicklung für wichtiger zu halten als die des Andern. Ist Einstieg in die Anthroposophie zwecks Erreichung eines höheren Bewusstseins wirklich ein positives Motiv? Vom Sozialen her sieht das auf alle Fälle anders aus. Die Bedeutung des Sichausrichtens, des Sichschulens an dem Beispiel grosser Persönlichkeiten - wogegen ja gar nichts gesagt werden soll - erhält im Sozialen eine ganz andere Bedeutung: nicht die Vorauseilenden sind wichtig, sondern die Zurückbleibenden. „In den neuen Mysterien wird der höher Entwickelte zum Diener der weniger Fortgeschrittenen.”³ Wer weiss nicht um das Leid jener, die nicht mitkommen können, wenn eine Gruppe weitermarschiert? Und wer kennt das Glücksgefühl nicht, wenn sich dann einer erbarmt, sich umdreht und bleibt?  
8 In letzter Instanz ist das soziale Anliegen, dass jeder Mensch mitkommt; dass die Menschheit ihre wahre Bestimmung nicht finden wird, wenn auch nur eine Entelechie [h] fehlt. Nur die Menschheit als Ganzes kann den heilen Leib Christi bilden. - Diese Tatsache gilt für Menschen aller Strömungen. Im Zeitlichen gibt es aber eine Diskrepanz. Warten wir, bis wir am Ende unseres Weges vom Grossen Hüter [i] zurückgewiesen werden: ,Nimm deinen Bruder mit!' oder vernehmen wir seinen Ruf am Anfang unseres Weges - und gehen später den Weg am Kleinen Hüter [i] vorbei, wenn dies not tut, um dem Andern helfen zu können.  
9 Man könnte noch viele solcher Polaritäten aufzählen. Sie offenbaren sich fortwährend, wenn Menschen verschiedener Strömungen zusammenarbeiten wollen. Man darf annäherungsweise sagen, dass wir eine akzeptierte Achse Michael-Raphael haben - und eine nicht-akzeptierte Uriel-Gabriel. Wie sich die Intelligenz (die Wahrheitsucher) leicht mit dem Therapeutischen, dem Ändernd-Eingreifenden verbindet, so verbindet sich das Soziale mit dem Formprinzip. Man würde aber den sozialen Impuls vollständig missverstehen, wenn man ihn zu einer abstrakten Losung der Menschenliebe ,erheben' würde. Er wäre dann zwar freilassender, gewiss aber weniger unbeliebt. ,Leider' ist er aber sehr irdisch und konkret. Dadurch erwischt er uns ja in unseren irdischen Begierden, den biologischen wie den seelischen. Und diese Begegnung ist unangenehm.  
10 Wo sind wir denn bereit, mit dem Mitmenschen brüderlich zu teilen? Sehe ich in ihm nicht eher den Feind als den Bruder? Was tun wir, um uns im Sozialwerden zu schulen, zum Beispiel indem wir in ,Kommunen' für den Andern und aus Vertrauen zu ihm arbeiten? Was man dabei an sich selbst erlebt, schmeichelt dem Eigendünkel nicht. Darum ist jedes Experiment dem Selbstgerechten ein Dorn im Auge.  
11 Nehmen wir den Mitmenschen wie er ist? Anerkennen wir sein Recht auf Krankheit, Spleen, Faulheit, Verschrobenheit, Kriminalität? Ich brauche ihm dabei ja nicht zu helfen, anerkenne ihn aber trotzdem als Menschen - nicht nur in der Theorie. Und ohne den raphaelischen Impuls, ihn gleich heilen, von seinen ,Abnormitäten' befreien zu wollen. Würde damit nicht erst das Lippenbekenntnis zur Freiheit des Geisteslebens zu einer sozialen Kategorie?  
12 Sind wir schliesslich bereit, dem Mitmenschen Freiheitsraum, nicht nur in persönlicher, sondern ebenso in struktureller Hinsicht zu gönnen? Überwinden wir uns so weit, jedem Mitarbeiter den Anspruch auf Entfaltungsmöglichkeit und Schutz gegen Willkür zu garantieren? Oder finden wir, dass die ,Hüter höherer Interessen', die ,Höherentwickelten' (oder wie die Euphemismen für Macht und Arroganz auch heissen mögen) bestimmen sollen, was gut ist für ihre Mitarbeiter? - Da, wo die Menschenwürde jeder Schwesterseele verbürgt ist, sprechen wir von sozialer Dreigliederung. Mit ihr ist Michael und Uriel verbunden. Stosse ich mich an den (von mir vernunftmässig anerkannten) Verboten, die zum Schutz der Mitarbeiter da sind, erwache ich zur Selbsterkenntnis und darf darin eine Bewusstseinserweiterung erleben - als notwendige Ergänzung des Bewusstseinsverlustes im Sozialsein. Dreigliederung ist das Geschenk Uriels für das Michaelzeitalter (,für die nächsten drei bis vier Jahrhunderte')[k]. Sie ist die Struktur, die das Bewusstsein des Michaelzeitalters fordert. Wer sie hindert, verleugnet nicht nur Uriel, er stellt sich an die Seite Ahrimans gegen Michael.  
13 Sozial sein kann man nur in Freiheit. Man kann niemanden dazu zwingen. Schon ein ,Benimm dich doch ein bisschen sozial!' ist eine asoziale Umgangsweise, da sie das Sosein des Andern nicht akzeptiert. Wenn wir aber auch von niemandem fordern sollen, sozial zu sein, so dürfen wir doch unseren Mitmenschen gegen unsoziales Handeln beschützen, und zwar auf Makro- und auf institutioneller Ebene. An diesem Bewusstsein aber fehlt es allzu oft. Leider gilt noch immer das Wort von Hermann Craemer aus dem Jahre 1923:⁴ „Halb unbewusst haben sich die Mitglieder gesagt: Ich nehme die Dreigliederungsgedanken nur an, weil ich ja sonst nicht als vollwertiges Mitglied genommen werden würde.”  
14 Wer in Sizilien Agrigento besucht, muss sich ausserhalb des Tempelbezirks begeben, wenn er das Heiligtum des Asklepios [l] finden will. Alles, was mit Eingriff in die Natur, auch die menschliche, zusammenhängt - also dasjenige, was man heute das Raphaelisch-Therapeutische nennen würde -, war damals anrüchig. - In unserer Zeit besteht die Tendenz, das Urielische, den sozialen Impuls aus dem Gesellschaftsbezirk wegzudrängen. Mehr denn je aber begegnet man Seelen, die mit diesem Impuls auf die Erde kamen. Es sind zu viele geworden, um sie ,raphaelisch' anzupassen. Hat die Gesellschaft keine ,Tempel' für sie, weil sie anders mit der Anthroposophie umgehen, als man gewohnt ist? Es ist nicht schwer, sie ,draussen vor der Tür' zu lassen. Nur müsste man sich dann die Frage stellen, welchen Wesen man dadurch an ihrer Stelle Raum gibt.  
2. DIE URIELISCHE GEBÄRDE 2.
Schritte zur sozialen Hygiene  
15 Eigentlich ist es nur zu verständlich, dass alles, was dem sozialen Impuls entspringt, auf Unwillen stösst. Zwar hat die Kirche jahrhundertelang die Wohltätigkeit, die Caritas dem notleidenden Mitmenschen gegenüber als Erziehungsmittel benutzt, aber im Grunde war diese geprägt von Selbstbezogenheit, wurde doch Wohltätigkeit als Schlüssel propagiert, der der Seele das Himmelreich öffnet. Sie wurde im Bürgertum noch weiter pervertiert, indem man Ansprüche und Bedingungen mit der Hilfswürdigkeit verknüpfte (zum Beispiel Kirchgang). Es waren relativ kleine Gruppen (wie die ursprünglichen Franziskaner oder Chassidim) oder einzelne Persönlichkeiten (wie manche der Heiligen), die von dem Erleben der Not des andern ausgingen, die also materielle Opfer nicht gleichsam als Preis für das eigene Seelenheil einsetzten. - Auf die institutionelle Ebene hatte der Sozialimpuls beinahe keinen Einfluss; da lebt man seit fast zweitausend Jahren in einem sozialen Niedergang; das ursprünglich tragende Gruppenbewusstsein ordnete das Eigeninteresse unter das Interesse der Verbände, wurde dann aber mehr und mehr verdrängt von einem auf den individuellen Eigennutz ausgerichteten Bewusstsein (soziologisches Grundgesetz) [m]. Zum Erhalt der für unsere seelischen und biologischen Bedürfnisse unentbehrlichen Verbände (soziales Hauptgesetz) [m], wurden die Mitarbeiter oder Mitglieder mit immer stärkeren Machtmitteln in vorchristliche Strukturen zusammengepfercht. Weil das hierarchische Modell der Zwangsarbeit als allgemein üblich und schliesslich als selbstverständlich hingenommen worden ist, sollte man sich nicht wundern, dass alles, was von dem sozialen Impuls ausgeht - und was tatsächlich jede menschliche und institutionelle Gewohnheit auf den Kopf stellt -, als wirklichkeitsfremd, wenn nicht gar als abstrus oder wahnsinnig empfunden wird.  
16 Dass aber der soziale Impuls als christliches Anliegen noch in seinen allerersten Anfängen steht, ist kein Grund, um dieses peinliche Gebiet einen Bogen zu schlagen. So soll in diesem Kapitel wiederum ein Teilaspekt unseres Umgangslebens sozusagen in urielischer Beleuchtung betrachtet werden. - Es sei daran erinnert (siehe die erste urielische Betrachtung), dass, vom Sozialen her gesehen, der Andere tabu ist. Seine Eigenarten, sein Auftreten, seine (Un-)Sitten, kurzum sein ganzes So-sein steht nicht zur Beurteilung. Im Augenblick, da ich den Anderen korrigiere, ist er mir bereits zum Objekt geworden. Dann erkenne ich ihm die prinzipielle Gleichheit mit mir ab. Es geht nicht nur darum, dem ,X einmal die Wahrheit zu sagen', es geht genauso um die verhüllte Rüge: ,Warum machen Sie das eigentlich so?' - oder wie auch immer man seine Missbilligung einzukleiden weiss. In all diesen Fällen möchte man den Andern anders haben, als er ist. Was gibt uns dazu eigentlich das Recht?  
17 Mit dieser Einsicht ist noch nichts Soziales getan; damit bleibt man noch im Geistesleben. Das Soziale lebt ausschliesslich in der Tat - und wäre es die Nicht-Tat der Zurückhaltung. Die Einsicht, dass der Andere genau so ein Recht hat auf seine Eigenart wie ich, auch wenn die seine mir abwegig vorkommen sollte, ist nur die Voraussetzung, dass Soziales erstehen kann: die Not des Andern zum Motiv meines Handelns zu machen. Solange ich seine Not noch als korrekturbedürftig empfinde, schaffe ich höchstens meine Not mit ihm aus der Welt.  
18 Das Wesen des Andern zu respektieren, kann man und sollte man auch von niemandem verlangen. Man kann es nur selbst in voller Freiheit versuchen. Dann kommt es vielleicht auf Dauer dazu, dass man nicht nur aus Erkenntnis, sondern aus innerlicher Selbstverständlichkeit den Andern nimmt, wie er ist. Ein weiterer Schritt im Sozialen wäre dann, aus innerer Überzeugung den Andern gar nicht anders haben wollen, als er ist. In «Wege zur Christus-Erfahrung» (Dornach 1991, S.214) zitiert Heinz Zimmermann Simone Weil, die die Menschen „kennen lernen möchte, um sie so zu lieben, wie sie sind. Denn wenn ich sie nicht liebe, so wie sie sind, dann liebe ich nicht sie, und meine Liebe ist nicht wahr”. Es sind Stufen auf dem Weg zum sozialen Menschen. In der Zwischenzeit kann man sich selbst aber verbieten, seine Beurteilungen an den Andern heranzutragen. Und weil es sich dabei um etwas Äusserliches handelt, kann man in sozialen Zusammenhängen solche Äusserungen, wie wir noch sehen werden, sogar verbieten. „Du bist von irgendwelcher Fem zum Richter nicht erlesen”, dichtete Christian Morgenstern. Es gibt dabei nur eine Ausnahme: wenn der Andere mich um eine Beurteilung bittet. Dann darf ich sie äussern, weil nicht ich ihn anders haben will, sondern er sich selbst ändern will, wobei ihm meine Beurteilung helfen kann.  
19 Damit ist im Umriss das Bild desjenigen aufgerufen, was man die ,urielische Gebärde' oder eben die soziale Grundstimmung nennen könnte. Wir werden noch sehen, dass die institutionelle Sphäre zusätzliche Rahmenbedingungen erfordert. Wir wollen aber noch kurz im Mikrogebiet verweilen.  
20 Da stellt sich an erster Stelle das Problem, ob eine Frage gestellt ist und, wenn ja, ob sie an mich gerichtet war. ,Ich wollte, mir würde jemand das Rauchen abgewöhnen!' Dieser Ausruf kann Rhetorik sein, kann der Suche nach dem richtigen Helfer gelten und könnte auch einen Hilferuf an meine Adresse bedeuten. Ist man sich des letzteren nicht ganz gewiss, sollte man lieber schweigen. Ähnliches gilt für unausgesprochene Fragen. Nicht jeder bringt einen Hilferuf über seine Lippen. Aber viele halten sich für so hellhörig, dass sie Hilferufe vernehmen, die es nicht gibt. Auch da gebietet der soziale Impuls zu schweigen, wenn man seiner Sache nicht ganz sicher ist - und wäre es nur, um dem Menschen in Not die Zeit zu gönnen, sein Hilfebedürfnis in der angemessenen Form auszudrücken. Diese Zurückhaltung ist unzeitgemäss. Sie erfolgte früher aus Sitte und Etikette, aus dem Gruppenhaften und galt zum Beispiel nicht gegenüber jemandem aus einem ,niederen Stand'. Sie hätte ichhaft ergriffen werden müssen, ist aber in ihrer positiven Substanz nicht erkannt, sondern in ihr Gegenteil verkehrt worden. Alles muss ,besprechbar' sein, womit man meint: alles, was man über den Anderen denkt, muss man ihm auch ins Gesicht sagen dürfen. Das soll Spannungen vermindern, wie uns Betriebspsychologen verkünden. Für berufsmässig veranstaltete Beschimpfungen wird grobes Geld bezahlt. Es ist nicht einmal neu. Die Tibetaner wissen seit langem um die das Wohlgefühl hebende Seelenentleerung. An einem bestimmten Tag des Jahres darf jeder jedem ins Gesicht schreien, was er an ihm auszusetzen hat. Dafür aber war dies an allen anderen Tagen streng verboten. Und man war weise genug, sich an jenem Tage - die Ohren zu verstopfen.  
21 Es ist nämlich nicht wahr, dass Aussprachen, die den Andern als Persönlichkeit (dis-) qualifizieren, irgendein Problem lösen, es sei denn jenes, wie man mit seiner Empörung fertig wird. ,Man lässt Dampf ab', geht aber auf Kosten des Anderen. Mit Ausnahme von Heiligen verträgt es niemand, in seinem Eigensein kritisiert zu werden - obwohl es natürlich Menschen gibt, die ihr Beleidigtsein zu tarnen oder zu ideologisieren wissen. Meist unbewusst, aber darum nicht weniger existentiell, erlebt man an einer Kritik seiner Person, dass man nicht als Individualität, sondern als Objekt betrachtet wird, als Ding, das man ändern kann wie ein nicht gut in der Hand liegendes Instrument. Steiner nannte gelegentlich derartige Kritik die moderne Art der Folter. Wir wissen, dass sie bis zum sozialen Mord führen kann. Das Gespräch, nach Goethe erquickender als Licht, wird bis zum Schwarzmagischen hin missbraucht. Das wundervolle sogenannte therapeutische Gespräch zum Beispiel, das, als Heilmittel benutzt, davon ausgeht, dass jeder sucht, wieviel Schuld an gewissen Schwierigkeiten bei ihm liegt, wird in sein schwarzmagisches Gegenbild verwandelt, wenn die Anwesenden sich einen Sündenbock suchen, dem sie alle Schuld zuschieben.  
22 Persönlich weigere ich mich, unerbetene Kritik an mir zu akzeptieren. Wenn jemand es als notwendig erachtet, hinter meiner Auffassung eine innere Deformation zu suchen - ob es die Unterstellung ist, dass ich mit dem verkehrten Fuss aus dem Bett gestiegen sei, oder die Behauptung, dass gewisse Seelendefizite mich ungeeignet machen, um ... -, ist das Gespräch beendet. Das hat übrigens nicht nur seine sozial-theoretischen und sozial-hygienischen Gründe, sondern auch praktische: denn ein solches Gespräch endet beinahe immer mit Krach und Hass.  
23 "I shot an arrow into the air,
it fell to earth, I knew not where;
(...)
Long, long afterward, in an oak
I found the arrow, still unbroke."
 
Henry W. Longfellow, 1845  
24 Soll man sich also alles bieten lassen? Bevor wir uns dieser Frage nähern, möchte ich erst bemerken, dass die Folgen einer in Empörung, Zorn oder Wut geäusserten persönlichen Kritik meist lang nicht so katastrophal sind wie sorgfältig vorbereitete Belehrungen und Ermahnungen. Man weiss ja aus eigener Erfahrung, dass man sich im Affekt zu Äusserungen hinreissen lässt, die man gar nicht so gemeint hat. Das Element der Kritik, als Objekt behandelt zu werden, wird dabei viel weniger stark erfahren. Schimpfworte sind relativ harmlos. Nach meiner Erfahrung verletzen sogenannte therapeutische und pädagogische Bemerkungen am stärksten. Diese verletzen auch dann, wenn sie als ,Kritik zur Sache' getarnt sind. In der Tiefe seines Wesens unterscheidet der Gerügte sehr wohl, ob die Kritik sachlich oder persönlich gemeint ist.  
25 Dies vorausgesetzt, sei bemerkt, dass wir auch in dieser Beziehung das Übliche auf den Kopf stellen müssen, wollen wir dem Sozialimpuls gerecht werden. Wie man als Belehrungsobjekt sich wehren kann, indem man den Kontakt einfach abbricht, so kann man, wenn man selber in Versuchung gerät zu belehren, weil man unter den Eigenschaften und dem Betragen Anderer leidet, ebenfalls die Initiative ergreifen. Aber eben nicht, indem man den Anderen nun auf sein fehlerhaftes Auftreten hinweist, sondern indem man ihn im Hinblick auf die eigene Schwäche bittet, ob er bereit wäre, diese zu berücksichtigen. ,Da ist wieder so ein Nikotinsüchtiger, der die Luft verpestet', führt, wenn nicht zum Krach, dann doch zur Verstimmung. ,Wären Sie bereit, hier im Raum nicht zu rauchen, weil ich den Rauch nicht vertrage', gibt als Ursache des Interessengegensatzes meine Schwäche an und meine Unfähigkeit (auch und gerade, wenn ein physiologischer Grund vorliegt), mich zu ändern.  
26 Man würde mich falsch verstehen, sähe man darin einen moralischen Hinweis. Ich spreche über die zwischenmenschliche Wirklichkeit, die wir nicht gerne sehen. Es schmeichelt unserem Selbstbildnis, wenn wie unserem Laster den Mantel der Hilfsbereitschaft umhängen. Weil wir von zwei Möglichkeiten bei Interessenskonflikten den Splitter im Auge des Andern eher sehen als den Balken im eigenen, soll er sich ändern. Dass man sich selber ändern könnte, kommt einem nicht einmal in den Sinn. Das ist unsere normale, aber eben ad absurdum geführte Einstellung, dass wir den Andern wie ein Objekt, das unseren Ärger erregt, ändern wollen. Die Menschen zum gesellschaftlichen Funktionieren bringen zu wollen, das liegt auch der von uns geschaffenen Technokratie zugrunde. - Wo aber das Benehmen des Andern unerträglich wird und die Bitte, Rücksicht zu nehmen auf die eigene Schwäche, nicht hilft, dort hilft auch kein Vorwurf, und schon gar nicht eine Beschimpfung. Man kann dann noch eher den Richter als neutrale Instanz einschalten. Der gibt, was uns von Rechts wegen zusteht - und auf mehr haben wir keinen Anspruch.  
27 Damit ist ausgesprochen, dass es sich bei obigem Problem um eine Rechtsfrage handelt - ,Recht' dann im weitesten Sinne genommen: das Du und ich. Steigt man in ein anderes Gebiet ein, ist die urielische Gebärde nur bedingt am Platze.[n] Wegen der Verwechslungen und Missverständnisse sei darauf mit einigen Worten hingewiesen.  
28 Ist man in der Sphäre des Geisteslebens, das heisst des Verhältnisses der Seele zur geistigen Welt, geht es nicht um den Andern, dann geht es um die Wahrheit. Hier herrscht (Geistes-) Kampf, Konkurrenz. Der Freiheit des Andersdenkenden, seine Auffassungen zu äussern, steht die meine gegenüber, jene radikal zu bekämpfen. Da gibt es weder ein Recht auf Schonung noch eine Pflicht zur Schonung - solange man sich peinlich genau auf dasjenige beschränkt, was der Andere an die Öffentlichkeit gebracht hat. Wer sein Produkt dafür als reif befunden hat, hat sich deren Kritik zu stellen. Umgekehrt gilt, dass man das nicht für die Öffentlichkeit Bestimmte ignoriert. Das gilt für das, was man aus persönlichen Gesprächen weiss, genauso wie beispielsweise für unveröffentlichte Vorträge Rudolf Steiners; ersteres vielleicht mehr aus sozialer, letzteres mehr aus wissenschaftlicher Hygiene. Es gilt - wieder gegen den Geschmack der Zeit - auch für Verstorbene.  
29 Zu jenem nicht für die Öffentlichkeit Bestimmten gehören auch die Gründe und Motive, die jemanden bei seinen Äusserungen oder Taten geleitet haben. Oft wird ja der Andere selbst das Bedürfnis haben, seine Gründe darzulegen, sonst aber sind Hypothesen und Unterstellungen Zeugnisse von fehlendem Respekt vor dem (Seelenleben des) Anderen. „Es ist von einem gewissen Standpunkt aus sogar schlicht persönlichkeitsverletzend, nach den tieferen Gründen für eine Entscheidung zu forschen”.⁵ Nur insoweit man im Denken verbleibt, ist die Nachfrage: „Wie kommst du zu diesem Schluss?” gestattet. Das Denken ist ja nachvollziehbar. „Er hat schlechte Erfahrungen mit Dornach gemacht und ist deswegen gegen ,Netzwerk Dreigliederung'”, führt primär vom Streitpunkt weg und ist sozial unhygienisch - wobei ganz nebensächlich ist, ob die Unterstellung stimmt. Die meisten Unterstellungen drücken einen Qualifikation aus - eine negative oder positive. Solche gehören zu dem Gebiet des Rechtslebens, auch wenn sie nicht verboten sind, und zwar zu dem Gebiet des ,inneren Rechts'.  
30 Ob Herr Kunz sich darüber aufregt, weil ich ein Komma zu setzen vergessen habe oder weil meine Darlegungen der Dreigliederung vollständig falsch seien - es bleibe ihm unbenommen; auch wenn seine Wortwahl der Sache unangemessen scheint. Wir bleiben im Geistesleben. Wenn er aber das vergessene Komma auf meine Schwierigkeiten mit der Interpunktion und diese vielleicht wieder auf eine seelische Deformation zurückführt, dann dringt er in etwas ein, das ihn nichts angeht, das auch das Problem keinen Schritt näher zur Lösung führt. Man kann das nur schärfstens zurückweisen. - Wenn er meine Ansicht der Dreigliederung den reinsten Kommunismus nennt, so kann man darüber argumentieren; nennt er mich aber einen Kommunisten , dann hat er den Respekt, den wir jedem anderen Menschen zu zollen haben, verloren und braucht sich - bildlich gesprochen - über eine Ohrfeige nicht zu wundern.
31 Es gibt Ausnahmen. Wenn jemand bewusst Unwahrheiten veröffentlicht - was man aber nur in den seltensten Fällen wissen kann -, verdient er keinen Schutz. Ohne ihn - auch in diesem Fall - persönlich zu diffamieren, darf man nach Aufdeckung seiner Arbeitsweise konstatieren, dass diese nicht ernst genommen zu werden braucht und dass weiteres Eingehen auf seine Elaborate sich erübrigt, weil der Autor sich als Gesprächspartner selbst eliminiert hat.  
32 Wieder muss gesagt werden, dass die hier gemeinte soziale Hygiene alles andere als selbstverständlich ist. Der vordergründig vornehme Umgang mit den Produkten eines Autors, der nun gerade nicht nötig ist, spielt sich nur zu oft ab auf dem Hintergrund von persönlichen Verdächtigungen. Nach diesen direkt vom Sozialimpuls hergeleiteten prinzipiellen Erwägungen entsteht die Frage, wie sich die Problematik in der Mesosphäre gestaltet. Gerade im institutionellen Leben, das heisst überall da, wo Menschen auf ein gemeinschaftliches Ziel hin zusammenarbeiten, wirken einerseits persönliche Urteilsäusserungen - von Anzüglichkeiten bis zum Verdammen - wie Gift, während anderseits die Ausrichtung auf ein Ziel hin Korrekturen des Mitarbeiters nötig machen kann. Lässt uns in dieser Zwickmühle der Sozialimpuls im Stich?  
33 Wie wollen zuerst feststellen, dass - zu welchem gesellschaftlichen Gebiet eine Institution auch gehören mag - in ihr immer Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben zu finden sind. Während aber im Mikrolebensbereich im Umgang mit anderen Menschen die Unterscheidung der Diskretion des einzelne überlassen bleibt, ist die Institution durch ihr eigenes Rechtsleben im Stand, die Art des Auftretens in dem drei verschiedene Gebieten zu strukturieren. Dass zum Beispiel im Geistesleben jedwede Kritik, die der Wahrheitsfindung (im Nicht-Persönlichen) dient, gestattet sein soll, bedeutet noch nicht, dass sie sich zu jeder Zeit und an jedem Ort Luft verschaffen darf. Die Institution arbeitet ja auf ein Ziel hin, und dieses Ziel kann gewisse Einschränkungen erfordern. Sie darf aber niemals das Äussern - welchen Standpunktes auch immer - an jedem Ort und zu jeder Zeit in der Institution verunmöglichen. Auf der anderen Seite fordert ihr Wirtschaftsleben, das die Effizienz der Institution darstellt, innerhalb gewisser Grenzen, auf die ich jetzt nicht eingehen will, eine Befehls- und Korrekturstruktur: Wo kämen wir hin, wenn der Werkmeister nicht korrigieren und bestimmen dürfte? Dass es dabei manchmal grob zugeht, also persönlich wird, wird selten verübelt, weil man es aus der Sache und der Situation heraus versteht. „Wären Sie bitte so freundlich, mir den Hammer zu reichen”, wirkte einfach lächerlich. Man erlebt den Unterschied, wenn man dies mit der dem Rechtsleben zuzurechnenden militärischen Befehlsstruktur vergleicht. „Dallidalli, du Döskopp!” vom Meister gerufen, wenn die Situation Eile erfordert, dürfte der Lehrling kaum als Beleidigung auffassen. Wenn hingegen der Feldwebel den Rekruten anbrüllt: „Geht's noch langsamer, du faule Sau ...”, dann empfindet dieser sofort die Absicht, ihn zu erniedrigen.  
34 Die Art, in der sich Kritik in einer Institution vollziehen kann, findet ihren hygienischen Ausdruck in dem demokratisch-republikanischen Prinzip. Da ich dazu ausführlich in der »Erziehungskunst« geschrieben habe (mit nachfolgender Diskussion mit Hans Peter van Manen)⁶ , möchte ich hier nur die unmittelbar das Thema berührenden Aspekte behandeln. Wir unterscheiden:  
35 - Es geht erstens um den Aufgabenbereich. Demokratisch werden dafür Mandate verteilt. Während deren Laufzeit ist jegliche Kritik an der Art, wie der Mandatträger sein Amt erfüllt, verboten, auch in der Form von ,Fragen' und ,Vorschlägen'. Nur in einem Notzustand darf zwar der Mandatar nicht kritisiert, aber das Mandat vorzeitig beendet werden. Auch dazu muss man sagen, dass dieses auf Steiner zurückgehende Prinzip nicht einmal an anthroposophischen Institutionen allgemein befolgt wird. Nur zu oft ist die Art, wie der Andere seine Arbeit macht, Objekt von ,Signalen' oder anderen (euphemistisch umschriebenen) Bemängelungen. Erst wenn der Mandatträger die Sicherheit hat, dass seine Arbeit wirklich nicht benörgelt wird, ist er innerlich frei, Kollegen um Rat zu fragen und wird - vielleicht - die Schuld an weniger erfreulichen Resultaten bei sich selbst suchen. Dann erst fängt die Institution wahrlich zu atmen an.  
36 - Es geht zweitens um das eigentliche Rechtsgebiet einer Institution: die Verbote, manchmal auch Gebote. Diese kommen demokratisch zustande und konfrontieren die Mitarbeiter mit der Tatsache, dass sie das, was sie aus einsichtigen Gründen (mental) akzeptiert haben, praktisch (vital) aber nicht immer durchführen können. Man kann einsehen (mental), dass man nicht zu spät am Arbeitsplatz erscheinen darf - und trotzdem zu spät aufstehen (vital). [...]  
37 Nun geht es nicht an, dass jeder bei den oben erwähnten Verstössen gegen demokratische Beschlüsse als Moralist auftreten darf. Damit dränge genau jene persönliche Kritik, die wir als unsozial entlarvt haben, vergiftend in das institutionelle Leben. Wie befreit man sich aus diesem Dilemma?  
38 Der Ausweg heisst (auf neudeutsch) ,Supervisor'. Er wird demokratisch gewählt aus der Einsicht heraus, dass das Einhalten des Übereinkommens kontrolliert und nötigenfalls erzwungen werden muss. Auch der Supervisor - das unangenehme Amt sollte schnell reihumgehen - moralisiert nicht. Er macht den ,Täter' auf die Regelwidrigkeit aufmerksam und wird - sollte das nicht helfen - den Befund in das Rechtsorgan der Institution einbringen. Da wird wiederum nicht moralisiert. ,Wie ist es möglich, dass ein gebildeter Mensch wie Sie nun schon wieder ...', ist menschenunwürdig. Das Rechtsorgan wird nicht mehr tun, als die Folgen des regelwidrigen Verhaltens feststellen.  
39 Gewiss kann nicht alles, was vorkommen kann, vorsorglich reglementiert werden. Man kann bestimmte Unhöflichkeiten, die dem Ziel der Institution schädlich sind, verbieten, man kann nicht Höflichkeit gebieten. „Schlagen Sie mir doch nicht immer die Türe vor der Nase zu”, wird man kaum verbieten; weder das unhöfliche Zuschlagen noch die unhöfliche Bemerkung. Den in einer Zusammenkunft gerade das Wort führenden Sprecher zu unterbrechen hingegen, wird man nur dem Versammlungsleiter erlauben. Er ist der Unbeteiligte aus seiner Funktion heraus. Nicht: ,Unterbrechen Sie mich doch nicht schon wieder!', sondern: ,Herr Vorsitzender, wollen Sie bitte dafür sorgen, dass ich nicht unterbrochen werde!'  
40 Wiederum muss ich sagen: Leider ist der Usus in vielen Institutionen umgekehrt. Man verbietet nicht gern. ,Solche Dinge müssen sich im lebendigen Prozess des Miteinanders ergeben.' Dafür wird den Mitarbeitern von allerlei Leuten, die sich dazu berechtigt fühlen, ,ins Gewissen geredet'. Bis die Institution moralinsauer und die Mitarbeiter stinksauer sind. Dann erscheinen die Psychologen, die mit seelentechnischem Know-how ans Konditionieren und Motivieren gehen. Das kann gewiss eine momentane Hilfe sein. Man muss aber wissen, dass diese nicht aus dem sozialen, sondern aus dem therapeutischen Impuls kommt, dass das Resultat also nicht ein soziales sein kann. Das lässt sich sogar ohne Beispiele prophezeien. Es muss herauskommen, wenn man den Menschen als Objekt behandelt. Dem aber sollte man von Anfang an vorbeugen, indem eben die Persönlichkeit des Andern nicht zur Debatte steht. „Die Würde des Menschen ist unantastbar”: nimmt man diesen Satz aus der deutschen Verfassung ernst, dann ist er eine exakte Beschreibung der urielischen Gebärde.  
¹ Als die Menschheit durchdringende kosmische Strömungen können meines Erachtens nur diese vier wahrgenommen werden; es sind diejenigen, die aus den vier Erdeninkarnationen entstanden sind. Man darf vermuten, dass Zachariel, Anael und der Vulkangenius ihrer Aufgabe noch harren. (Die Aufgabe Samaels sei in diesem Zusammenhang dahingestellt.) - vgl. auch die Vorträge vom 4.7.1904 und 5.12.1907 (in »Beiträge ... «; Nr.67/68)  
² Vortrag vom 25.11.1916 (in «GA 172»)  
³ SALMAN, H.: «Die soziale Welt als Mysterienstätte»; S.152  
⁴ vgl. STEINER, R.: «GA 259»; S.367  
⁵ BUSS, G.: „Von der sozialen Wirkung des Wortes”, in: »Erziehungskunst«; 5/1989  
⁶ vgl. die Ausgaben 1/1988, 7-8/1990 u. 11/1990  
aus/de «Bausteine für einen sozialen Sakramentalismus»
ADNOTATIONES
a] מיכאל MICHA'EL ~ Wer (ist) wie El? - der siegende Aspekt des Χ (vgl. Mbl.13)  
b] גבריאל GABRI'EL ~ Mein Meister (ist) El - der weihende Aspekt des Χ

c] רפאל RAPHA'EL ~ Heilung (ist) El - der heilende Aspekt des Χ  
d] אריאל URI'EL ~ Licht (ist) El - der richtende Aspekt des Χ (vgl. MblB.E: Anm.50)  
e] also ein Verzicht  
f] vgl. LÉVINAS, E.: «Zwischen uns»  
g] Wer wenig Bewusstsein entwickelt, vermag auch nur wenig davon zu opfern.  
h] vgl. Mbl.8 und 9  
i] vgl. STEINER, R.: «GA 10»; S.193-215  
k] Oriphiel 200a-150, Anael 150-500, Zachariel 500-850, Raphael 850-1190, Samael 1190-1510, Gabriel 1510-1879, Michael 1879-cc.2300 (vgl. STEINER, R.: «GA 243»)  
l] Asklepiós zu Agrigent, ursprüngl. thessalischer Heilgott; vgl. «Lexikon»  
m] vgl. Mbl-B.9  
n] vgl. Mbl.3  
https://wfgw.diemorgengab.at/ak/WfGWak0002.htm