FML JANSA
«Aus meinem Leben»
III
BEIM INFANTERIE-REGIMENT NR.72
1.IX.1902 - 30.IX.1907
Wien
Gleich an dem der Ausmusterung folgenden 19.August 1902 fuhr ich mit zwei Schulkameraden, Schwarz und Kretschmer, die gleich mir zum Inf.Rgt.Nr.72 gekommen waren, zur ersten Vorstellung ins Lager nach Bruck an der Leitha, in dem sich unser Regiment gerade befand. Ich erfuhr meine Einteilung zur 4.Feldkompanie und konnte mich bei deren Kommandanten, Hptm.Adám v.Reviczky melden. Der musterte mich streng und fragte, ob ich Ungarisch spreche, was ich leider verneinen mußte. Dennoch hieß er mich herzlich willkommen und nahm mich, da gerade Essenszeit war, gleich als seinen Gast in die Offiziersmesse mit, wo er mich dem Baon.Kommandanten Obstlt.Wagner und dem in Kürze scheidenden Regimentskommandanten Obst.Franceschini vorstellte. Mein Hauptmann wies mich nicht zu den Leutnants und Kadetten, sondern plazierte mich im oberen Teil des Hufeisens, sich gegenüber, wo ich bald wahrnahm, mitten unter kernmagyarischen Offizieren zu sitzen, die mich, dem Beispiel meines chevaleresken Hauptmanns folgend, freundlich aufnahmen. Dieser freute sich offenkundig, den Cadet-Offiziersstellvertreter, der als zweitbester unter fast tausend ausgemusterten Kadetten rangierte, in seine Kompanie zu bekommen. (Rang eins hatte der Absolvent der Pressburger Kadettenschule, Avemária, erhalten.) Er ließ Wein bringen und zeichnete mich mit einem kurzen Toaste aus. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns und fuhren nach Wien zurück, um unseren bis Ende September gewährten Urlaub zu konsumieren. Meine beiden Kameraden waren wesentlich kühler aufgenommen worden. Ich kam beglückt zurück, denn in mir hatte ein Funke schwärmerischer Sympathie gezündet: mein Kompaniekommandant war der äußeren Erscheinung und dem Auftreten nach das fast brüderliche Ebenbild meines Ideals, Exerzierlehrers Hptm.v.Móga.
Daheim erzählte ich - wohl strahlend - mein Glück, aber meine Mutter - von den Ehen ihrer Brüder mit ungarischen Frauen durchaus nicht begeistert - goß etwas Wasser in mein brausendes Gemüt und sagte abschließend: „Heirate Du einmal nur keine Ungarin!” Ich lachte, weil ja daran garnicht zu denken war, und ging schnurstracks auf den Graben in die Berlitz School, wo ich einen eben beginnenden ungarischen Sprachkurs mit zwei Wochenstunden belegte. Dafür reichte gerade meine erste Löhnung als Kadettoffiziersstellvertreter, ja es blieben, weil ich bei meinen guten Eltern umsonst wohnen und essen durfte, noch ein paar Kronen für den Photographen, einen Wochenendabstecher nach Mauer-Öhling, wo mein Bruder beim Bau der Landesirrenanstalt sein Ingenieurpraktikum absolvierte, und anschließend für drei Tage nach Salzburg, wohin ich vom seinerzeitigen Vorgesetzten meines Vaters, dem pensionierten Gendarmerieobersten Kieslinger, in dessen Haus eine hübsche kleine Marianne erwuchs, eingeladen worden war, um mich zu präsentieren. Die Stadt entzückte mich, und mir tat in diesen Tagen fast leid, mich nicht zum Salzburger Regiment beworben zu haben. - Als ich die kleine Marianne nach dem ersten Weltkrieg in Salzburg wiedersah, war sie verheiratet und ich konnte ihr meine junge Frau, eine Ungarin, und meine erstgeborene Tochter als Baby vorstellen.
Die Urlaubstage in Wien vergingen im Flug. Das Studium der ungarischen Sprache betrieb ich mit einem Ernst und Eifer, wie noch nie zuvor einer Sprache.
Am 1.Oktober meldete ich mich zum Dienstantritt in der Heumarktkaserne, in der mein Regiment untergebracht war. Die alte Heumarktkaserne besteht heute nicht mehr; sie ist der Stadtverschönerung gewichen. Es war ein mächtiger Bau mit drei Stockwerken und schönen großen lichten Zimmern für je 24 Männer; die breiten Gänge, auf welche die Zimmertüren führten, waren durch elipsoide offene Bogen zwischen tragenden Pfeilern gut durchlüftet und angesichts des verhältnismäßig sehr kleinen Hofes für einen Teil Ausbildungstätigkeit gut geeignet. Der hintere Trakt der Kaserne enthielt viele große Stallungen und war mit dem Div.Art.Rgt.Nr.6 belegt.
Meine 4.Feldkompanie hatte im höchsten Stockwerk ihre Ubikation. Als ich mich beim Hauptmann meldete, war seine erste Bemerkung, daß ich nun rasch ungarisch lernen müsse. Ich konnte darauf antworten: „Evel már megkezdettem, Kapitányúr!” Damit hatte ich sein Herz erobert. Er legte mir nahe, dem von ihm hochgeschätzten dienstführenden Feldwebel fleißig alles abzuschauen, und teilte mich dem mit der Rekrutenausbildung befaßten Lt.Mathes zu. Das war ein vor Jahresfrist aus der Wiener Neustädter Militärakademie zum Regiment ausgemusterter, lieber, kameradschaftlicher und, als Sohn des Brauereidirektors aus Wieselburg stammend, etwas behäbiger Herr, aber trotzdem passionierter Jäger. Wie ich nach kurzem wahrnehmen konnte, war die Harmonie zwischen dem Hauptmann und seinem Leutnant nicht sehr groß. Einerseits lag dies in dem sogleich auffälligen Unterschied zwischen dem streng konventionellen Gehaben des ungarischen Edelmannes und der etwas rustikalen Gemütlichkeit des Österreichers.
Andererseits konnte ich früh genug zu meinem nicht geringen Erstaunen erfahren, daß da auch Gegensätze nationaler Art eine bedeutsame Rolle spielten. Das Regiment hatte westungarische Mannschaft aus der nördlichen Donaulandschaft und dem südlichen Waagtal, die etwa zu 80% slovakisch war; der Rest waren deutsche Pressburger und nur ganz vereinzelt gab es Ungarn, die weder Deutsch, noch Slovakisch verstanden. Obwohl als Regimentssprachen Slovakisch und Ungarisch vorgeschrieben waren, genügten praktisch Deutsch und Slovakisch für die schulmäßige Unterrichtung der Mannschaft; die sporadisch vorkommenden Rekruten, die nur ungarisch verstanden, lernten in kürzester Zeit soviel deutsche und slovakische Worte, daß sie dem deutsch und slovakisch gehaltenen Unterricht glatt folgen konnten. Der vom Hauptmann geschätzte Feldwebel war ein Vollblutslovake aus Malacka, der kein Wort Ungarisch konnte; auch der Leutnant und Rekruteninstruktor sprach nicht Ungarisch - beide hatten auch garnicht die Absicht, diese Sprache zu lernen. Für eine geeignete Dienstbeschreibung genügte die Kenntnis einer Regimentssprache, und etwas slavisch konnte fast jeder österreichische Offizier.
Die wenigen kernmagyarischen Offiziere des Regiments waren vom Bestreben der ungarischen Regierung, alle Bewohner dieses Staatsgebietes möglichst zu magyarisieren, so angesteckt, daß sie es zumindest unrichtig fanden, die wenigen nur ungarisch könnenden Leute zur Erlernung der slovakischen Sprache zu veranlassen. Ihrer Auffassung nach wäre es Aufgabe des Heeres gewesen, in allen Truppenkörpern der ungarischen Reichshälfte der Mannschaft während der dreijährigen Dienstzeit neben der Kenntnis der deutschen Kommandosprache auch die Kenntnis des Ungarischen zu vermitteln; die jeweils angestammte Muttersprache sollte eben nur Muttersprache in der Familie bleiben. Die bei den nichtmagyarischen Offizieren aus der Überlieferung des ungarischen Verhaltens im Jahre 1848 und trotz dem dualistischen Aufbau der Monarchie im Jahre 1867 nicht wesentlich freundlicher gewordene Gesinnung der ungarischen Politiker gegenüber Monarchie und Dynastie im allgemeinen und Österreich im besonderen gewachsene Abneigung gegen alles betont Ungarische schuf für mich, der ich als richtiges Tornisterkind die nationale Toleranz mit der Muttermilch eingesogen hatte, eine oft außerordentlich schwierige Lage. Denn meine von der Kadettenschule mitgebrachte Sympathie für das chevalereske Auftreten der fast durchwegs der Gentry, also dem Kleinadel, entstammenden ungarischen Offiziere konnte die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß die Masse der slovakischen Mannschaft wohl gern deutsch lernte, aber gar kein Interesse zeigte, sich ungarische Sprachkenntnisse zu erwerben. Das wäre geeignet gewesen, meinen persönlichen Eifer an der Erlernung der ungarischen Sprache herabzudrücken. Erst als ich nach und nach wahrnahm, wie einige tschechische Offiziere im Regiment begannen eine slovakisch-tschechische Gemeinschaft zu stipulieren, und einmal ein tschechischer Kaplan bei der österlichen Predigt die Mannschaft in panslavistischem Sinne so zu verhetzen versuchte, daß ich ihn dienstlich zur Anzeige bringen mußte, glaubte ich zu erkennen, daß die ungarische Unterrichtung der Mannschaft besser sei, als sie widerstandslos solchen Einflüssen zu überlassen. So setzte ich meine ungarischen Lehrstunden bei Berlitz mit Eifer fort; zudem nahm ich dort später im Gedanken an die Kriegsschule auch französischen Fortbildungsunterricht.
In der Offiziersmesse hatte mich mein wirklich von ganzem Herzen hoch verehrter und bewunderter Hauptmann, wie nach meiner ersten Meldung im Brucker Lager, gegenüber seinem Platze im oberen Teil der Tafel unter die ungarischen Offiziere gesetzt, deren Unterhaltung in der Messe usancegemäß in deutscher Sprache geführt und nur ab und zu mit ein paar ungarischen Redewendungen gewürzt wurde. Das trennte mich wohl etwas von meinen gleichaltrigen Kameraden, die mir das aber nicht verübelten, weil sie wußten, daß diese Scheidung nicht von mir verlangt, sondern vom allgemein mit viel Respekt betrachteten Hptm.v.Reviczky verfügt worden war. Da ich in der Folge von meinem Hauptmann und den anderen ungarischen Offizieren, die alle Junggesellen waren, oft auch privat zu Spaziergängen und einfachen Abendessen eingeladen wurde, wobei sie Spaß daran fanden mit mir ungarisch zu sprechen und mein Interesse für diese Sprache zu befördern, machte ich gute Fortschritte, was mir in meiner weiteren Laufbahn sehr zum Vorteil wurde.
Das Einleben in den Truppendienst und das Auftreten vor der Front bereiteten mir - dank der vorzüglichen praktischen Vorbereitung der Kadettenschule - keinerlei Schwierigkeiten; ja ich war in allen praktischen Kenntnissen sogar den aus der Wiener Neustädter Akademie neu zum Regiment gekommenen Offizieren überlegen, was mir darin bald eine gute Position über den Rahmen der Kompanie schuf. Als mit 1.Januar 1903 im Regiment für drei Monate eine Unteroffiziersbildungsschule zur Aufstellung gelangte, nahm mich deren Kommandant Mjr.Weihs v.Mainprugg, eine glänzende soldatische Erscheinung, neben einem Oberleutnant als Lehrer zu sich. Der Lehrplan war so erstellt, daß meine Fächer (Geländelehre, Pionierdienst, Schreiben, Lesen und Rechnen) auf den späten Vor- und den Nachmittag fielen.
Das erlaubte mir, einen ganz tollen Fasching zu durchleben; fast jeden Abend war ich - ein leidlich guter Tänzer - von einem Kreis schöner und lustiger Mädel auf Haus- und öffentliche Bälle geladen. Außer einem erhöhten Verbrauch an Wäsche kostete mich das nichts, denn es war damals üblich, daß die Tänzer von den Eltern der einladenden jungen Damen bei Hauseinladungen selbstverständlich, aber auch auf öffentlichen Bällen freigehalten wurden. Wir waren, vom Haus des Kommerzialrats Stiebitz ausgehend, ein geschlossener Kreis von etwa zwölf jungen Damen und etwas mehr Herren, davon nur ich in Uniform, die anderen schon fertige Juristen, Ingenieure und Fabrikantensöhne, die gemeinsam alle Hausunterhaltungen und Bälle besuchten, wobei fremde Damen garnicht und fremde Herren nur ausnahmsweise in unseren Kreis zugelassen wurden. Es war das mein einziger richtiger Fasching. Denn im Herbst 1903 starb meine gute Mutter und ich begann mit dem Studium für die Kriegsschule, das mir für solche Freuden keine Zeit mehr ließ. Auch zerstob dieser reizende Kreis nach den noch üblichen Frühjahrs- und Sommereinladungen nach Abbazia, Lovrana, in die Wachau und auf den Semmering durch Verlobungen und Heiraten in alle Winde, und bei den sporadischen Ballbesuchen in folgenden Jahren gewann ich nicht mehr den richtigen Anschluß an die immer neuen Tanzgenerationen. Vor einer zu frühen Heirat hatte mich die Klugheit einer bildschönen jungen Dame bewahrt, die meinen schüchternen Antrag lachend mit der Meinung ablehnte, daß ein angehender Offizier ein geschätzter Tänzer, aber kein Heiratspartner sei. Sie heiratete auch einen sehr wohlhabenden Fabrikanten. Mjr.v.Weihs, der sehr viel in der Wiener Gesellschaft verkehrte, sah mich oft im Ballsaal und gönnte seinem Cadetoffiziersstellvertreter diesen Wirbel.
So prächtige Hauptleute mein Regiment hatte, so dürftig und überaltert waren unsere Baon.Kommandanten. Als Regimentskommandanten hatten wir einen grundgescheiten, mir auch seinem Äußeren und seinem Auftreten nach sehr imponierenden Obst.Ulrich v.Trenkheim, von dem wir - wenn seine Frau nicht gewesen wäre - nie geglaubt hätten, daß er ungetaufter Jude war. Er hat viel für das Regiment getan, es überall in Ehren geführt. Und wenn ich über den Zentralfriedhof gehe, so lege ich in dankbarer Erinnerung immer gern einen Stein auf sein Grabdenkmal.
Mit dem kernmagyarischen Erlauer Inf.Rgt.Nr.60 bildeten wir eine Brigade. Dieses Regiment lag in der Rossauer Kaserne. Für beide Regimenter war der nahegelegene Prater der gegebene Übungsraum. Da beobachteten wir uns gegenseitig immer genau; wir wetteiferten einander zu übertreffen, und praktisch ergab sich stets ein Unentschieden, denn beide Regimenter waren eifrig und ehrgeizig. Korpskommandant Graf Uexküll-Gyllenband, der fast täglich seinen rassigen Fuchsen im Prater ritt, lobte auch stets unsere Arbeit. Er hatte beide Regimenter sichtlich liebgewonnen.
Zur Frühjahrsparade vor dem Kaiser auf der Schmelz war ich nach der Beendigung der Unteroffiziers-Bildungsschule wieder bei meiner Kompanie. Es folgten die Lagerperiode in Bruck und die Manöver im Waldviertel. Meine Mutter, die jahrelang an schweren Migränen gelitten hatte, bekam im Sommer einen besonders schweren Anfall, der allmählich in eine Gehirnhautentzündung überging, die meine sonst so kräftige und lebensmutige Mutter zu wochenlanger Agonie niederzwang. Wir hatten einen tüchtigen Hausarzt, dessen einzig mögliche Hilfe aber nur in der Schmerzlinderung durch einen Wasserzirkulationsapparat bestand. Meine Mutter kam in kein Spital, sondern blieb, wie das damals üblich war, daheim und bekam eine geistliche Pflegeschwester. Im Manöverfeld erreichte mich die befürchtete Nachricht, daß das Herz zu versagen begann. Mir wurde generös sofort Urlaub gewährt. Dennoch konnte ich von meiner guten Mutter nicht Abschied nehmen, da die Agonie keine Unterbrechung erfuhr. Am Spätabend meines Ankunfttages erlosch das uns drei Männern so kostbare, geliebte Leben. Und am 12.9.1903 trugen wir sie auf dem Zentralfriedhof zur Ruhe.
Ich kehrte gleich anschließend aufs Manöverfeld zurück. Die Teilnahme meines prächtigen Hauptmanns, aber auch der Mannschaft der Kompanie war rührend. Es hatten sich in der kurzen Zeit eines gemeinsamen Arbeitsjahres Bande zwischen uns geschlungen, derer ich mir erst angesichts dieses traurigen Anlass' bewußt wurde.
Im Oktober bekam ich vom Hauptmann die Ausbildung der Rekruten übertragen, was mich mit mächtigem Stolz erfüllte. Da er mir viel Selbständigkeit beließ, legte ich meinen ganzen Eifer und auch meine ganze Zeit vom frühen Morgen bis in den späten Abend in die praktische und schulmäßige Ausbildung der mir anvertrauten Männer. Ich hatte bei der Schlußinspizierung die große Freude, daß meine Rekrutenabteilung zu den besten des Regimentes gezählt wurde.
Am 1.November 1903 erfolgte meine Beförderung zum Leutnant. Ich glaube mit knapp 19¼ Lebensjahren der jüngste Leutnant Seiner Majestät geworden zu sein. Das war eine große Auszeichnung, die nur den besten Absolventen meines Kadettenschuljahrganges zuteil wurde, während alle anderen erst nach eineinhalb, zwei oder gar drei Fähnrichsjahren zum Offizier ernannt wurden. Schon am Vortag erhielt ich von meinem Kompaniekommandanten seine Photographie mit einer Widmung, was ein Leutnant nach einem Jahr Dienstzeit nicht oft erhalten haben wird. Das Bild hat mich meinen ganzen Lebensweg begleitet.
Das Jahr 1904 brachte den Ausbruch des russisch-japanischen Kriegs, den ich mit brennendem Interesse verfolgte. Ich besorgte mir alle darüber nach und nach erscheinenden Druckschriften, besuchte alle darüber im Militärwissenschaftlichen Kasino gehaltenen Vorträge und erblickte in der Vertiefung in dieses Geschehen den besten Beginn für die Vorbereitung zur späteren Aufnahmsprüfung in die Kriegsschule. Aber auch sonst gab es in meiner Leutnantszeit viele mich bewegende Ereignisse: die ersten selbständigen Wachdienste am Neugebäude, ein Waffen- und Munitionslager gegenüber dem Zentralfriedhof, das einem jungen Offizier die erste bewußte Alleinverantwortung auf die Schultern legte; die selbständigen Wachdienste in Schönbrunn und am Burgtor; und, gemeinsam mit meinem Hauptmann, die Burghauptwache, ein immer wieder wegen seiner höchsten Präzision in jeder Hinsicht zum prickelnden Ereignis werdender Dienst.
Wer diesen Dienst nicht selbst einmal mitgemacht hat, kann sich kaum eine richtige Vorstellung davon machen. Die Ablösung der Burghauptwache mit Musik und Fahne war ein Geschehen, das sich im Zeitmaß mit jedem Schritt und jeder Wendung in uralter Tradition unter den streng prüfenden Augen des stets ans Fenster seines Arbeitsraumes tretenden Allerhöchsten Kriegsherrn vollzog, aber auch unter den sehr kritischen Augen der Spezialisten im Wiener Publikum, die die geringste Abweichung von der in Jahrzehnten geübten Regel sofort wahrnahmen und mit lauten Mißfallensäußerungen kritisierten. Darum wurde außer der eingehenden Belehrung jedes Mannes über seinen Dienst als Wachposten der ganze Vorgang jedesmal vor Beziehen der Burghauptwache im Kasernhofe an einer Feuerleiter als Gewehrschranken geübt. Die denkbar beste Anpassung der Uniform und Ausrüstung für Offizier und Mann wurde schärfstens kontrolliert, vom Feldwebel, vom Leutnant, vom Hauptmann und bei dem mit Musik im Kasernhof erfolgenden Abteilen der Wachen durch den Regimentskommandanten persönlich. Wegen des häufigen Aufreißens der Straßen zu irgendwelchen Bauzwecken wurde der von der Wache zu nehmende Weg oder der erforderliche Umweg mit der Uhr in der Hand eine Stunde vor dem Abmarsch der Wache überprüft. Wenn alles stimmte, durchschritt 13 Minuten vor 1h die Regimentsmusik und hinter ihr die ablösende Burghauptwache das Tor der Heumarktkaserne, vor dem sich schon eine mehr oder weniger große Menge von Wienern aller Stände versammelt hatte, die als kritische Begleitung rechts und links der Regimentsmusik unserem Marsche folgte und sich unterwegs immer vermehrte. Der Marsch geschah über den Schwarzenbergplatz, die Schwarzenberg-Walfisch-Philharmonikerstraße, den Albertinaplatz, die Augustinerstraße, den Michaelerplatz und die Schauflergasse mit klingendem Spiel. Die Fenster flogen auf: keine Frau, kein Mädchen und kein Mann, mochten sie jung oder alt sein, ließen sich den Vorbeimarsch entgehen. Das Militär war beliebt in Wien; es wurde gewunken und zugejubelt. Wie schwoll da die Brust jedes einzelnen Mannes und besonders eines Leutnants, der doch eine Menge Mädel kannte!
Mit dem ersten Schlag auf Eins der Uhr am Amalientrakt mußte der Einmarsch durch das Schaufler Tor in den Burghof und ohne Kommando der Aufmarsch der neuen Wache, nur durch einen an die Wand gemalten roten Punkt für den einschwenkenden Hauptmann dirigiert, erfolgen. Das Wachlokal befand sich dort, wo heute die große Klosettanlage installiert ist; davor der schwarz-gelbe Schranken, an den die Gewehre der vor dem Wachelokal auf einer Bank sitzenden Wachmannschaft angelehnt würden. Jeder wußte, daß hinter ihm am Fenster der Reichskanzlei der greise Monarch mit seinen Falkenaugen zusah. Wie flogen da die Beine, wie flogen die Köpfe der alten und der neuen Wache bei der kommandierten Ehrenbezeigung! Stolz und präzis wie zwei Ballettmeister schritten unter den Klängen der Volkshymne vor den Fronten beider Wachen die beiden Leutnants mit den Fahnenträgern einander entgegen. Ohne Kommando mußten alle vier Männer im gleichen Augenblick und in richtiger Entfernung voneinander halten, gleichzeitig die Säbel senken, während die Wachfahne vom alten Träger dem neuen übergeben wurde, gleichzeitig die Kehrtwendung machen und in ihre Einteilung zurückschreiten.
Nun formierte die Musik einen Kreis und trug ein bis zwei beliebte Konzertstücke oder Opern- und Operettenweisen vor. Ihre sorgfältige Wahl war mitbestimmend für die Beliebtheit eines Regiments bei den so sehr musikbegabten Wienern, und es war nicht immer leicht, den Kapellmeister zu bestimmen, ein von einer schönen Frau dem Leutnant oder Hauptmann aufgegebenes Verlangen nach einem bestimmten Stück zu realisieren. Währenddessen begaben sich die Hauptleute und die Feldwebel in die Wachzimmer zur Besprechung und Erledigung der Übergabsbestimmungen, die Anführer vollbrachten die Postenablösung und die Leutnants übernahmen den Befehl über die restlichen Teile der Wachen. Nach etwa einer halben Stunde waren diese Vorgänge beendet. Die alte Wache vollzählig und die neue vermindert um die aufgestellten Posten leisteten einander die Abschiedsehrenbezeigung, worauf die alte Wache mit der Regimentsmusik durch das Schaufler Tor in ihre Kaserne marschierte, während sich die neue hinter den Schranken begab, dort die Gewehre ansetzte und ihren 24stündigen Dienst begann. Nach kurzer Zeit erschien ein Hofbediensteter und brachte das vom Hofärar festgesetzte Wachdeputat: für den Hauptmann und den Leutnant je zwei Handtücher, je eine Zweimannflasche Wein und - trotz der inzwischen längst eingeführten elektrischen Beleuchtung - auch je zwei sehr große Wachskerzen zur Beleuchtung der Wachzimmer. Die Mannschaft bekam ebenso Deputatwein, alle außerdem noch eine vom Hofärar bestrittene Wachzulage in klingender Münze, die für den Leutnant, wenn ich mich recht erinnere, 2 Kronen und einige Heller betrug.
Dann wurde sogleich mit dem den Burgplatz fegenden Straßenkehrer durch ein entsprechendes Trinkgeld Verbindung aufgenommen, damit er die Wache rechtzeitig von bevorstehenden Durch- oder Auffahrten höchster und allerhöchster Herrschaften wegen des Antretens der Wache zur Ehrenbezeigung verständige. Dieser Straßenkehrer war ein Weiser; er wußte alles und reagierte, sooft ich auf Wache war, immer richtig. Wirklich großartig waren nur zwei Momente: wenn Seine Majestät, meist gegen halb 9h aus Schönbrunn kommend, in die Burg einfuhr und wenn Sie nachmittags, meist nach 5h, wieder nach Schönbrunn hinausfuhr. Im Winterhalbjahr hingegen beobachteten wir wie die Luchse das Fenster, an dem der Kaiser kurz nach 4h morgens den Vorhang seines Gemaches leicht beiseite schob und seinen ersten Blick am neuen Tage auf die Wache ihm gegenüber warf.
Das hatten wir in Wien garnisonierenden Infanterieoffiziere allen unseren Kameraden anderer Waffen und in der Provinz voraus: für uns war der Allerhöchste Kriegsherr nicht legendär, sondern von leibhaftiger Persönlichkeit; wir kannten jede Bewegung des Monarchen beim Ein- und Aussteigen in seine Equipage, seine Haltung darin, seine Art des Grüßens und Dankens, aber auch seine scharfe Beobachtungsgabe, da beim geringsten Versäumnis oder der geringsten Änderung gegenüber dem Herkömmlichen sofort eine Anfrage der Militärkanzlei Seiner Majestät beim Wachkommandanten eintraf.
So weiß ich mich selbst an Folgendes zu erinnern: Ich war Wachkommandant am Burgtor. Der Wachraum befand sich damals dort, wo heute die Krypta des Heldendenkmales ist. Ringstraßenseitig stand ein Avisoposten, hinter dem eine elektrische Klingel angebracht war, mit der er durch ein-, zwei- oder dreimaliges Drücken des Tasters der mit ihrer Front zum Heldenplatz untergebrachten Wache das Zeichen zum Antreten zur Ehrenbezeigung zu geben hatte, je nachdem ob ein General, ein Erzherzog oder der Kaiser von der Ringstraße aus das Tor passieren wollte. Entgegen der Bestimmung des Dienstreglements, wonach der einzelne Soldat bei Begegnung mit Erzherzogen und dem Kaiser vor Leistung der Ehrenbezeigung zu diesen zuerst Front machen mußte, hatte der Posten am äußeren Burgtor mit der Schulterlinie parallel zur Mauer stehen zu bleiben und die Ehrenbezeigung nur durch Kopfwendung und Salutieren zu leisten. Da zur Erkennung verschiedener Persönlichkeiten eine gewisse Intelligenz notwendig war, die der einfache slovakische Bauer nicht immer besaß, hatte ich zu diesem Avisoposten den aus kaufmännischem Berufe stammenden, schönen, großen jüdischen Infanteristen Falk bestimmt und ihn über seine Obliegenheiten genau unterrichtet. Der Mann war ehrgeizig und mir ergeben; ich verließ mich auf ihn. Ab 8h war die Wache bereit, den von Schönbrunn erwarteten Kaiser zu begrüßen. Ich besah mir den Anzug meiner Leute, band meine Feldbinde fester, der Tambour spannte das Trommelfell schärfer, und ganz ordnungsgemäß kurz vor halb 9h schrillte die Alarmglocke dreimal. Der Schnarrposten brüllte dreimal „Gewehr heraus”, die Wache trat an, ich kommandierte das „Wache rechts schaut”, senkte dreimal den Säbel und die Equipage Seiner Majestät passierte den Torbogen, der Kaiser dankte. So war der große Moment in Ordnung vorbeigegangen; bis zur Ablösung um die Mittagszeit waren keine besonderen Begebenheiten zu erwarten. Ich setzte mich zu einer Druckschrift und las wie die Japaner die Russen am Yalu geschlagen hatten.
Auf einmal klingelte das Telephon von der Burghauptwache und der Hauptmann fragte in scharfem Ton, was das für eine Schlamperei im Wachdienst sei: Seine Majestät habe beanständet, daß der Avisoposten am Äußeren Burgtor zur Ehrenbezeigung Front zur Equipage gemacht habe. Ich konnte nichts wissen, da der Posten und die Wache Rücken gegen Rücken getrennt durch das dicke Gemäuer des Burgtors standen. Meine Antwort konnte nur sein, daß ich die Sache prüfen und dann melden werde. Als um 9h nach der Postenablösung mein guter Falk stolz im Wachzimmer zu mir sagte: „Nu, Herr Leutnant, das hat doch schön gestimmt; ich habe Seine Majestät rechtzeitig erkannt und sogar Front zum Wagen gemacht, also mehr für Sie getan, Herr Leutnant, als ich hätte müssen!”, mußte ich sehr ärgerlich den guten Falk verdonnern: „Der Teufel hole Sie mit ihrem Frontmachen; das durften Sie doch nicht tun. Das war Pflichtverletzung im Wachdienst, das hat Seine Majestät sofort wahrgenommen und beanstandet!” - „Gott der Gerechte! Was wird jetzt geschehen Herr Leutnant?” - „Das wollen wir abwarten. Sie kommen jedenfalls zum Kompanierapport!” Dem Hauptmann auf der Burghauptwache meldete ich, daß der sonst brave, ausreichend belehrte und verläßliche Avisoposten aus Übereifer tatsächlich, entgegen den Wachverhaltungen Front zu Seiner Majestät gemacht habe. Der Vormittag war mir jedenfalls verdorben und mir ging im Kopfe die Möglichkeit um, daß es mit dem Streben nach der Generalstabsausbildung vorbei sein könnte, denn einen wegen Versagens im Wachdienst bestraften Offizier nimmt man nicht in den Generalstab. Ja, so nahe nebeneinander liegen im militärischen Leben Erfolg und Mißerfolg! Aber es geschah nichts. Der Korpskommandant, dem die Militärkanzlei Seiner Majestät den Anstand pflichtgemäß mitgeteilt hatte, überließ die Austragung dem Regimente. Und beim Regimentsrapporte sagte der Oberst einfach zu mir: „Das hätte nicht vorkommen dürfen! Sie haben Pech gehabt, der Soldat muß Glück haben! Kümmern Sie sich darum!” Das war mein jüdischer Oberst - Ehre seinem Angedenken! Sein Nachfolger hätte mich sicher bestraft.
Es ist im Regiment und überhaupt in der Armee viel über Sinn und Zweck solcher und ähnlicher Formalitäten im Wachdienste debattiert worden und über die Zweckmäßigkeit der Garnisonierung in Haupt- und Residenzstädten. Ich kann aus der Erfahrung meiner Dienstzeit nur die Auffassung unterstreichen, daß der Wachdienst im Frieden eines der besten Erziehungs- und Disziplinierungsmittel für Mann und Offizier ist. Auch der übrige „Zwirn” in einer großen Garnison ist für die Disziplinierung der Truppe nur vorteilhaft und kommt der Genauigkeit in der Felddienstausbildung zugute. Von besonders gelagerten Ausnahmefällen für die hochalpine Ausbildung abgesehen (und selbst da darf man nicht generalisieren) sind im Formalen tüchtig durchgearbeitete Truppen den sogenannten nur feldmäßig ausgebildeten gegenüber nie zurück gestanden. Das habe ich in meinem Regiment beobachtet, als wir in unsere Heimatgarnison Pressburg zurückkamen, später in Bosnien, im Kriege, dann als Brigadier, dessen Regimenter in Wien und in der Provinz lagen, und schließlich als Militärattaché auch in Deutschland, wo das Berliner Wachregiment im Frieden und im Kriege brillant entsprach. Für die männliche Erziehung namentlich in jungen Jahren ist ein mit Vernunft und selbstverständlich ohne Sekkatur und die menschliche Persönlichkeit verletzender Rüdheit betriebener Drill nur vorteilhaft und bereitet, meiner nicht geringen Erfahrung nach, den so Geschulten selbst Freude.
Im Regiment wurde ich nach und nach neben meinem Dienst bei der Kompanie verschiedentlich zusätzlich verwendet: im ehrenrätlichen Ausschuß, in der Regimentsadjutantur für die Mitarbeit am Mobilisierungsplan, und für Vorträge der Stabsoffiziere hatte ich die Skizzen zu zeichnen. Ich wurde in einen Regiments-Scharfschützenkurs befohlen, in dem wir täglich jeder über 100 Patronen (bei der sparsamen allgemeinen Dotation war das eine sehr große Menge) verschossen. Auch wurde ich in die Infanterie-Equitation abkommandiert, wo ich in der am Donauufer gelegenen Wilhelmskaserne beim Div.Art.Rgt.Nr.42 reiten lernte.
Daneben nahm ich aus Gesprächen mit den jeweilig zum Regiment neu ausgemusterten Wiener Neustädter Akademikern wahr, wieviel mir an militärwissenschaftlicher Bildung, besonders an Kriegsgeschichte fehlte und wie viel ich in den kargen freien Stunden lernen mußte, wenn ich bei der Prüfung für die Kriegsschule eine Chance haben wollte. Das Studium der ungarischen und französischen Sprache setzte ich an der Berlitz School trotzdem fort.
In dieser Zeit war FML Conrad Chef des Generalstabs geworden. Er erließ die sehr kluge Bestimmung, daß Aufnahmen in die Kriegsschule nicht wie bisher nach mindestens drei, sondern erst nach vier Offiziersdienstjahren bei der Truppe geschehen dürften. Für meine Vorbereitung war das ein wunderbarer und sehr nötiger Zeitgewinn. Denn die innenpolitische Lage der Monarchie hatte meine dienstliche Beanspruchung noch gesteigert. Das kam so: Die ungarische, man kann ruhig sagen revolutionäre Regierung forderte die Zerreißung der einheitlichen Armee und versagte zur Erzwingung der ungarischen Kommandosprache bei den aus Ungarn sich ergänzenden Truppen nicht nur jede, so dringend nötige Erhöhung des Heeresbudgets, sondern sogar die Bewilligung des jährlichen Rekrutenkontingents. Das führte zu der Notmaßnahme, daß die Infanterie ihre jungen Jahrgänge an die berittenen Truppen abgeben mußte und dafür aus der durch das jahrelange ungenügende Heeresbudget groß angeschwollenen unausgebildeten Ersatzreserve in achtwöchigen Turnussen solche Ersatzreservisten bekam, deren Einberufung zu Waffenübungen das Wehrgesetz ermöglichte. Wir hatten sonach im Regiment permanent Rekrutenausbildung, die mich vom frühen Morgen bis in den späten Abend beschäftigte, so daß ich mir die Zeit für meine militärische Fortbildung von den Nachtstunden absparen mußte.
Diese unglücklichen politischen Verhältnisse brachten aber auch viel Unruhe ins Regiment. In der Offiziersmesse kam es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen magyarischen und nichtmagyarischen Offizieren und in deren Folge öfter zu Duell-Forderungen. Dann hatten wir als zweiten Obersten eine sehr unangenehme Persönlichkeit ins Regiment bekommen und als Kommandanten des ersten Bataillons einen soldatisch sicher tüchtigen, aber gesellschaftlich sehr einfachen Ruthenen, die beide wenig Feingefühl gegenüber den magyarischen Gentryoffizieren zeigten und das so vorzüglich gewesene Regiment sehr erschütterten.
Das führte zu einem mir auch heute noch lebhaft vor Augen stehenden Ereignis: Der Entwurf des neuen Exerzierreglements war erschienen. Mir, der ich in der Schule von meinem trefflichen Exerzierlehrer gelernt hatte, Reglements zu lesen und zu verstehen, machten die Neuerungen keinerlei Beschwernis. Ich nahm aber mit Befremden wahr, wie ungeheuer konservativ und schwerbeweglich die Truppe in der Annahme neuer Kommandos, Formänderungen und Vereinfachungen ist; es gab da langwierige Uneinigkeiten mit dem neuen Bataillonskommandanten, die schließlich zu einer üblen Unsicherheit führten. In dieser Periode wurde die Besichtigung des Regiments im Prater durch Seine Majestät den Kaiser, der damals schon 75 Jahre zählte, angesagt. Unser 1.Baon wurde als erstes zur Vorführung befohlen, wobei die Kommandos des ruthenischen Bataillonskommandanten, von den Kompaniekommandanten fehlverstanden, ein unsicheres Schwanken in der Ausführung brachten. Da galoppiert Seine Majestät scharf an das Bataillon heran und ruft in dieses hinein: „Aber doch nicht so schlampig!” Das schlug ein wie ein elektrischer Schlag. Wenn irgendjemand gedacht hätte, daß auf dem Throne eine alte, müde und gleichgültig gewordene Persönlichkeit säße, war der nun vor Scham und Schrecken aufgerüttelt. Mit der kaiserlichen Mißbilligung waren alle Mißverständnisse zwischen Bataillons- und Kompaniekommandanten ausgelöscht und alle folgenden Bewegungen rollten in alter Präzision und Strammheit ab. Da ritt der Allerhöchste Kriegsherr langsam an das Bataillon heran und rief ihm zu: „Jetzt war ich zufrieden, megelegedtve voltam!” Wir waren trotzdem wie begossene Pudeln, durch Wochen tief unglücklich.
Aber auch in politische Gebräuche begann ich in dieser unguten Zeit einen düsteren Einblick zu gewinnen: In Ungarn waren Wahlen zum Parlament ausgeschrieben, wozu meine Kompanie als Wahlassistenz in das slovakische Dorf Kosztolna verlegt wurde. Ich dachte, daß dort irgendwelche Unruhen ausgebrochen wären. Wie groß war mein Erstaunen, das Dorf fast ohne Männer zu finden, die - wie das damals üblich war - als Arbeiter in Amerika werkten, während die Frauen, unterstützt durch die von den Männern heimgesendeten Geldbeträge, neben der Arbeit auf den Großgrundbesitzen, ihre winzigen eigenen Grundstückchen bestellten. Was sollten wir da als Wahlassistenz zu tun haben? Nach und nach kamen wir dahinter: die slovakischen Frauen und die wenigen Männer waren mit dem Stuhlrichter (Bezirkshauptmann) unzufrieden, der nur ungarisch mit ihnen verkehren wollte, woraus eine Art passiver Resistenz der Frauen entstand. Um die Bevölkerung gefügiger zu machen, nützte der Stuhlrichter offenbar die Zeit der Wahlen aus, um die Militärassistenz anzufordern, deren Kosten die Bevölkerung zu bezahlen hatte. Das war auch meinem gut ungarischen Hauptmann zuviel und er berichtete darüber. Wir wurden bald wieder abgezogen, aber uns blieb ein unguter Geschmack über solche Verwaltungspraktiken. Auf einmal verstand ich sehr gut, warum Seine Majestät zur Brechung der ungarischen Cliquenherrschaft sich so sehr für das allgemeine Wahlrecht exponierte.
Pressburg
Im Frühjahr 1906 war wieder Garnisonswechsel und mein Regiment wurde nach Pressburg zurückverlegt, wo meine Kompanie in der auf imponierender Berghöhe über dem breiten Donaustrom gelegenen Schloßkaserne Unterkunft bezog. Unser guter und hochverehrter Regimentskommandant Obst.v.Ulrich führte das Regiment noch nach Pressburg, aber übergab es bald dem schon als zweiten Obersten unbeliebt gewordenen Obst.v.Strasser.
Ich selbst fand unterhalb des Schloßberges am Wödritz eine hübsche, möblierte Zweizimmerwohnung, für die mir mein guter Bruder als Arbeitstisch ein riesiges, auf zwei Böcken ruhendes Reißbrett beigestellt hatte, auf dem sich Bücher, Karten und Druckschriften zur Durcharbeitung türmten, weil ich mich zur Vorprüfung für die Kriegsschule angemeldet hatte.
In dieser Zeit war die Zusammenstellung sogenannter Jagdkommandos in den Bataillonen modern geworden und ich wurde von unserem prächtigen neuen Bataillonskommandanten, Obstlt.v.Iwanski, einem „Herrn” im wahrsten Sinne des Begriffes, zum Patrouillenoffizier und damit zum Kommandanten dieses fallweise zusammengezogenen Jagdkommandos bestimmt. Wir bekamen auch einen neuen Divisionär in FML Terkulja, dem der Ruf äußerster Strenge und militärischer Härte voranging, ohne daß wir ihn noch zu Gesicht bekommen hatten. Gelegentlich einer mehrtägigen Übung meines Jagdkommandos gegen zwei andere sehe ich plötzlich eine Reitergruppe um einen General, der unsere Arbeit beobachtete. Ob das wohl der neue Divisionär ist? Ich springe aus meiner Deckung und erstatte, der Vorschrift gemäß, mit gezogenem Säbel die Ehrenbezeigung leistend, Meldung über Auftrag, Stand, taktische Lage und meine nächste Absicht. Der General stellt einige Fragen, die ich erschöpfend beantworten kann. Darauf nickt er, entläßt mich, sieht unserem weiteren Vorgehen noch eine Weile zu und reitet dann weiter. Ich dachte mir noch, daß ich mich jedenfalls richtig verhalten habe, gleich ob das der neue Divisionär war oder nicht. Als ich nach drei Tagen nach Pressburg einrückte, wurde ich zum Regimentsrapport befohlen, wo mir unser guter scheidender Oberst sagte, daß ich das Regiment beim neuen Divisionär gut eingeführt hätte, FML Terkulja habe sich über mich und die Arbeit meines Jagdkommandos sehr befriedigt geäußert.
Glück muß der Soldat haben! Mein Gesuch um die Zulassung zur Vorprüfung für die Kriegsschule bekam vom Divisionär eine persönliche Befürwortung. Ich aber bekam reichlich zusätzliche Arbeit: wenn in der Divisionskanzlei jemand fehlte, wurde ich hinkommandiert. Bisher nie mit Verpflegungsaufgaben beschäftigt, wurde ich zum Divisionsübungsritt der Stabsoffiziere als Quartiermacher und Proviantoffizier kommandiert, lernte aber auch beim berühmten Generalstabschef Mjr.Landwehr v.Pragenau und seinem Gehilfen, Hptm.v.Tlaskal viel praktische Generalstabsarbeit abschauen. Ich wurde sogar ins Haus des Divisionärs zu Abendgesellschaften geladen, eine Auszeichnung, die sonst nur Stabsoffizieren, nie aber einem Leutnant zukam. Dies alles als Folge einer simplen Patrouillenübung.
Auch sonst stellte das gesellschaftliche Leben in Pressburg größere Anforderungen an meine knappe Zeit, die ohnehin schon kaum ausreichte für die viele Prüfungsvorarbeit und den Riesenstoff, den ich als Kadettenschüler aufzuholen hatte, um mit den Akademikern in Konkurrenz treten zu können. Wieviel Nachtstunden gehörten der Arbeit! Nach Pressburg war in dieser Zeit auch der Bruder meines mir in väterlicher Freundschaft verbundenen Hauptmanns, László v.Reviczky zum Honvéd-Rgt.Nr.13 versetzt worden, der mit einer wohlhabenden, uradeligen ungarischen Dame von imponierender, herber Schönheit vermählt war, welche die große Wohnung über jener unseres Divisionärs gemietet hatte und dort großes Haus führte, in das mein lediger Hauptmann nun seinen Leutnant einführte. Der Sohn des Hauses wurde im Theresianum in Wien erzogen, während die Tochter, ein damals zehnjähriges, ungewöhnlich zartes Geschöpf mit prachtvoll großen Augen, von mir nur mit jener herzlichen Höflichkeit beachtet wurde, wie man sie hübschen Kindern entgegenbringt. Der Aufwand in diesem Hause war nicht alltäglich; wenn ich zB. ins Theater in die im ersten Rang gelegene Abonnementloge geladen war, so servierte ein livrierter Diener der Frau v.Reviczky ihren Gästen in der Loge auf großer silberner Tasse Erfrischungen. Nach dem Theater waren wir Gäste in dem Pressburger ersten Hotel Palugyay, wo schon eine gedeckte Tafel und ein vorbestelltes Diner uns erwartete.
Die innenpolitische Hochspannung der vergangenen Jahre begann etwas abzuklingen. Das Garnisonsleben in Pressburg hätte für längere Zeit sehr nett werden können. Ich wurde in der Gesellschaft gern weitergereicht und lernte viele neue Häuser kennen wie Bartal, Jankovich, Pallavicini, Tlaskal usw. und in der Gesellschaft auch den damaligen Korpskommandanten Bgd.Steininger und den Honvéddistriktskommandanten FML v.Rupprecht.
Im Regiment hingegen wurden die Verhältnisse weniger nett. Der neue Regimentskommandant hatte keine glückliche Hand und weckte in uns häufig den Eindruck boshafter Kleinlichkeit ohne Wohlwollen. So zum Beispiel hatte sich mein Hauptmann - um mir mehr Zeit zum Studium zu schaffen - schweren Herzens entschlossen, mir im Herbste 1906 einmal keine Rekruten zur Ausbildung zu geben. Kaum hatte dies der Oberst erfahren, so versetzte er mich mit der ausdrücklichen Bestimmung als Rekruteninstruktor zur Nachbarkompanie und stieß dadurch den dortigen Leutnant, einen Akademiker, vor den Kopf. Den Einspruch meines Hauptmanns wies er mit dem Bemerken ab, daß ein Offizier, der die Generalstabsausbildung anstrebe, mehr belastet werden müsse als ein anderer. Nun, ich habe bis Ende Dezember die Rekruten der fremden Kompanie mit dem schon gewohnten Erfolg ausgebildet und bin trotzdem - inzwischen zur Vorprüfung für die Kriegsschule einberufen - im Januar 1907 zur Prüfung angetreten. Es war dies erstmalig ein Vorgang nach den neuen, von FML Conrad erlassenen Weisungen, welche im Interesse viel kleinerer Kriegsschuljahrgänge als bisher schon bei der Vorprüfung eine scharfe Auslese verlangte. Von mehreren hundert zur Vorprüfung einberufenen Offizieren sollten nur höchstens 100 zur Hauptprüfung zugelassen werden, von denen dann bloß etwa 40 Aufnahme in die Schule fanden.
Die Vorprüfung geschah Korpsweise bei den Korpskommandos. In Pressburg waren wir etwa dreißig Offiziere. Der Umschlag mit den von Wien vom Kommando der Kriegsschule zugestellten Prüfungsaufgaben wurde von dem die Aufsicht der Klausur führenden Generalstabshauptmann vor uns eröffnet. Wir erhielten von diesem Offizier das einheitliche Schreibpapier, auf das kein Name geschrieben werden durfte. Nach Ablauf der vorgeschriebenen Arbeitszeit versah der überwachende Offizier jede Arbeit mit einer Chiffre, die weder wir, noch der in Wien die Arbeiten beurteilende Rezensent wissen durften. Jede Arbeit wurde vor uns in einem Umschlag verschlossen, auf den die gleiche Chiffre kam. Das Chiffreverzeichnis mit den zugehörigen Namen wurde beim Korpskommando versperrt.
Der erste Prüfungstag brachte mehrere Themen des allgemein-militärischen Wissens, von denen jeder eines nach eigenem Gutdünken wählen konnte. Ich wählte jenes, das die Frage stellte, ob bei künftiger Truppenorganisation das Schwergewicht auf ein Plus an Munition oder an technischer Ausrüstung gelegt werden soll.
Der zweite Tag brachte Fragen aus der Waffenkunde, die Lösung gestellter Schießaufgaben, während aus Geographie Böhmen graphisch und textlich zu beschreiben war.
Der dritte und letzte Tag brachte mehrere Themen zur freien Wahl aus allgemeiner Geschichte.
Ich hatte nach Ende der Prüfung ein lausiges Gefühl und konnte den vielen Fragern weder ein ja, noch ein nein sagen. Ich nahm den mir vom Div.GenStabChef aufgegebenen Leitsatz zur Richtschnur, daß die Prüfung, wie immer ihr Ergebnis sein werde, nie meine Lust und Freude am Truppendienste mindern solle.
Da mein lieber Hauptmann von der 4.Kompanie in dieser Zeit zum detachierten II.Bataillon nach Budva in Süd Dalmatien versetzt worden war, bewarb ich mich zu dem damals gerade in Errichtung gewesenen ersten Maschinengewehrzug des Regiments, trotzdem ich mir hätte denken können, daß mein Regimentskommandant das sicher nicht bewilligen würde. Er schlug meine Bitte tatsächlich ab.
Dabei fällt mir ein für die damalige budgetäre Enge sehr charakteristisches Vorkommnis ein: Die der Feuerwirkung immer mehr zugemessene Bedeutung hatte die Optik durch die ersten Prismenglaskonstruktionen begleitet. Es war bedeutsam, die Armee mit guter optischer Ausrüstung zu versorgen, wofür aber die Gelder fehlten. Da trug unser Regimentskommandant gelegentlich einer Offiziersversammlung in dringender Form seinen Wunsch vor, daß das Offizierskorps zur Hebung des Ansehens des Regimentes sich selbst zu eigenen Kosten Zeiss-Feldstecher beschaffen soll. Ein solcher Feldstecher kostete damals über 200 Kronen, während die Monatsgage eines Leutnants nur 140 Kronen betrug. Aber der Opfersinn des Offizierskorps war so groß, daß die Bestellung je eines Feldstechers für jeden Offizier gegen monatlichen Ratenabzug von der Gage beschlossen und auch durchgeführt wurde, während die Parlamente weiterhin jede Budgeterhöhung obstruierten.
Im Mai wurden im Verordnunsblatt die Namen der Offiziere verlautbart, die zu der im Herbste stattfindenden Hauptprüfung für die Kriegsschule nach Wien einberufen wurden. Von drei 72.ern, die bei der Vorprüfung waren, standen zwei in dieser Liste: Lt.v.Ghyczy, der Akademiker, und ich. Ich nahm dieses Faktum gern, aber durchaus ruhig auf. Nun vermehrte ich meine Studien unter Absage aller Gesellschaften und sonstiger Zerstreuungen. Ich machte meinen Dienst bei der Kompanie, dann saß ich über meinen Büchern. Für die Monate Juli und August bat ich um den mir gebührenden Erholungsurlaub, welchen mir mein Regimentskommandant notgedrungen bewilligte, weil das Kriegsministerium ausdrücklich angeordnet hatte, solchen Urlaubsansuchen stattzugeben.
Anfang September betrat ich das alte, wenig ansehnliche Kriegsschulgebäude in der damaligen Dreihufeisengasse. Kommandant war FML Puhallo v.Brlog.
Die Hauptprüfung umfaßte die schriftliche Bearbeitung einer mehrstündigen Taktikaufgabe, deren einzelne Fragepunkte in jeweils knappst bemessener Zeit zu beantworten waren, und einer folgenden mündlichen Prüfung aus Taktik, allgemeiner und Kriegsgeschichte. Meine mündliche Prüfung war auf Freitag, den 13.9. festgesetzt worden. Zu dieser hatten wir in Parade anzutreten und die Fragen angesichts des versammelten Lehrkörpers aus Urnen zu ziehen. Nach kurzer uns gewährter Überlegungszeit wurden wir aufgerufen, hatten die Frage vorzulesen, die Zettel, auf dem sie stand, zur Kontrolle dem Prüfenden zu übergeben und sofort mit der Antwort zu beginnen. Für etwaige graphische Erläuterungen standen Tafeln und farbige Kreiden zur Verfügung. In allgemeiner und Kriegsgeschichte fielen meine gezogenen Fragen zufällig zusammen; die eine betraf die Vorgeschichte des Krieges von 1805, die andere den Vormarsch Napoleons auf Ulm.
In Taktik zog ich eine Skizze, auf der ein Fluß mit einer Brücke und auf jeder Seite mit kleinem Abstand von der Brücke eine Reiterabteilung eingezeichnet war. Die Frage forderte den Entschluß des Kommandanten der südlichen Reiterabteilung, den ich mit Absitzen zum Feuergefecht und Schießen kundgab, was ja heute lächerlich selbstverständlich ist, damals aber für eingefleischte Kavalleristen eine fast revolutionäre Handlung war.
Die Besprechung aller meiner Fragen wurde von FML Puhallo stets schon nach kurzer Zeit abgebrochen. Ich nahm ein gutes Bewußtsein aus dem Prüfungssaal mit. Trotzdem waren die anderen Herren und ich vor Verlautbarung des Ergebnisses recht erregt. Dies geschah einige Tage später. Wir, an hundert Geprüfte, versammelten uns wieder im Paradeanzug in einem Lehrsaal und wurden nach dem Alphabet einzeln in ein kleines Nebenzimmer gerufen, in dem nur mehr Puhallo und sein Adjutant standen.
Bald erkannnten wir Wartenden, daß die aufgerufenen Herren mit verschiedenen Papieren aus dem Zimmer zurückkamen; die einen mit einem einfachen Einrückungsbefehl zu ihrem Truppenkörper, die anderen mit einem ziemlichen Wust an Papieren, welche die Einberufung in die Kriegsschule, die Schulordnung und sonstige Weisungen enthielten. Als ich in immer stärker werdender Spannung aufgerufen wurde, erspähte ich während meiner Verbeugung vor dem Exzellenzherrn, daß der Adjutant nach einem dicken Papierwust griff, und hörte gleich darauf FML Puhallo sagen: „Sie haben eine sehr gute Prüfung gemacht, Herr Leutnant. Halten Sie sich auf dieser Höhe!” Das war weit mehr, als ich je zu hoffen gewagt hatte.
Ich eilte heim, um meinem guten alten Vater als erstem die frohe Kunde zu bringen, der sie mit fast enttäuschend stoischem Gleichmut aufnahm, mich aber doch zum Frühschoppen in sein Stammlokal einlud, wo er seiner aus lauter alten Offizieren bestehenden Runde nun doch mit Befriedigung von dem Ereignis Mitteilung machte.
Dann fuhr ich zu meinem lieben Bruder nach Deutsch-Altenburg, der dort als Ingenieur bei der Stromregulierungskommission tätig war und mich mit Freudentränen in seinen treuen Augen belohnte, weil - wie er begründete - ich ihm, dem Akademiker, erst jetzt ebenbürtig geworden wäre.
Mein folgender Abschied in Pressburg war mit Ausnahme jenes vom Regimentskommandanten überall von Herzlichkeit und Wohlwollen getragen. Die kleine Judith v.Reviczky lag erkältet zu Bett. Als ich eintrat, um ihr Adieu zu sagen, strahlten mich ihre großen Augen an, sie zog mich zu sich, gab mir einen Kuß und sagte Bravo! Alles lachte, und ich quittierte diese Auszeichnung durch einen Kuß auf die kleine heiße Hand. Ich sah die Kleine erst nach elf Jahren wieder, und da verlobten wir uns.
 
Am 4.Mai 2011 präsentierte der Böhlau Verlag in Wien
das umfangreiche, bebilderte, kommentierte und
mit einer Einführung versehene Buch:

P.BROUCEK (Herausgeber)
Ein österreichischer General gegen Hitler
Feldmarschalleutnant Alfred Jansa
Erinnerungen
Auslage in Wien I im Mai 2011 © 2011 by DMGG